
Wer hat Angst vorm netten Wolf?
„Jeder hat halt so sein Tier“, schmunzelt der sympathische Sänger und Gitarrist von der Bühne herunter und möchte damit erklären, wie es zu seinem Künstlernamen gekommen ist. So wie Braunschweig also seinen Löwen hegt und pflegt, mag Peter halt den Wolf. Und so tingelt er als „Peter der Wolf“ durch die Läden der Stadt, nimmt seine Freunde dazu mit und tritt an diesem Abend des 21.02.2014 in der gemütlichen Bar „Fräulein Wunder“ auf. Ich bin ja eigentlich gar nicht so der Fan von deutschsprachiger Popmusik, doch dafür bin ich offen für alles, was mir sympathisch entgegen tritt. Und das tut der junge Liedermacher auf jeden Fall! Letztendlich bereue ich es aber auch in musikalischer Hinsicht kein Stück, diese Konzerteinladung wahrgenommen zu haben! Ich mag’s! …
Text: Stefanie Krause | Fotos: Jens Bartels
Nachtrag vom 02.07.2104: Am Sonntag, den 06.07. endet das Voting für den Salzig-Bandcontest. Ihr könnt Peter der Wolf unterstützen und die ambitionierte Band ins Finale voten:
Es braucht dazu nur ein paar Klicks!
Und so gehts:
Dem Link zum Artikel in der Salzgitter Zeitung folgen. Danach auf der rechten Seite im gelb-orangen Kasten „Peter der Wolf & seine Freunde“ auswählen und auf ABSTIMMEN klicken.
Alles passt an diesem Abend. Ein richtig sonniger Tag mit frühlingspiependen Vögeln ist vorübergegangen und jetzt zum Abend ist es etwas frisch geworden. Da ist das Fräulein Wunder im nördlichen Ringgebiet gar nicht weit vom Univiertel eine einladende Adresse, um die kühlen Finger aufzuwärmen. Es ist angenehm warm und lauschig beleuchtet im Inneren. Ein Wunder, dass ich hier erst jetzt einkehre! Ganz, ganz früher in meiner Braunschweiger Anfangszeit habe ich hier in unmittelbarer Nähe gewohnt. Doch damals bin ich immer nur an dem pavillionartigen Cafélädchen mit den großen Fensterwänden vorbeigerauscht. Dann sprang mir jedes Mal der Gedanke in den Sinn: Das sieht aber nett aus, da musst du mal hingehen! Jetzt nach einigen Jahren zieht mich die Musik wieder in diese Gegend und ich freue mich, denn ich bin eine unverbesserliche Nostalgikerin! Und das Fräulein Wunder ist irgendwie auch so etwas wie eine „Nostalgikerbar“. Gemütlich eingerichtet mit bunt zusammengewürfelten Holzstühlen, Beistelltischen, altmodischen Sesseln und allerlei Deko wirkt es sehr gepflegt, studentisch entspannt und dabei – ja, wie ein nostalgisches Örtchen für ein süß-melancholisches Kaffeestündchen mit schweifenden Gedanken. Ein ganz wunderbarer Spielort für ein Konzert wie das heutige.
Aber wo spielt denn die Band? Dort oben auf einer in den Raum integrierten Tribüne stehen die Instrumente schon bereit. Gitarre, ein kleines Schlagzeug und ein bäriger Kontrabass warten hier auf ihren Einsatz und wirken so, als stünden sie schon immer dort. So gut passen sie in das Interieur des Fräulein Wunder! Und wann geht es los? Immer mit der Ruhe scheint mir die Stimmung im Raum zuzuraunen, denn die zahlreichen Gäste sind noch bei Bier und einer zünftigen Brotzeit ins Gespräch vertieft. Meine Begleitung und ich gesellen uns einfach dazu und warten ab. Peter der Wolf möchte heute mit seinen Freunden auftreten und die „Vorband“ mimt jetzt einer aus dieser bunten Truppe. Mit nachdenklich-kritischen und doch lustigen Songs leitet Tim den Abend ein. Mit fällt sofort seine souveräne Art auf, mit der er durch die Songs führt. Ruhig und mit zwinkerndem Humor bringt er dem Publikum seine Musik nahe und hat auch keine Angst vor Selbstironie. „Ich schreibe gerne Songs, aber so gut singen kann ich nicht“, teilt er uns mit. Bei soviel Ehrlichkeit kann man gar nicht anders, als den einen oder anderen nicht ganz sauber getroffenen Ton zu verzeihen. Und hey, so schlimm kann es nicht sein und ist es auch nicht, Tim kommt mit seinen Lieder über alltägliche Sorgen und bedrückend-amüsante Gedankenspiele gut an! Das Publikum lässt sich nicht zweimal bitten, als er zum Mitmachen auffordert. „Dudududududu“, singen alle außer mir – denn ich hab nun wirklich nicht den Mut zu singen – und Tim qittiert das mit einem anerkennenden „Ich hatte leichte Zweifel, ob das klappt. Aber ihr könnt super singen!“ (Was mich betrifft: Schön wär’s!)
Es herrscht wirklich eine sehr gemeinschaftliche und freundschaftliche Atmosphäre an diesem Abend. Daher steigt im Anschluss auch Peter der Wolf ganz leicht und absolut nahtlos in diese Stimmung mit ein. Mühelos überbrückt er mit seinen launigen Ansagen die Distanz, die zumindest auf räumlicher Ebene zwischen Musiker und Publikum durch die erhöhte Lagerung der Bühne und ein abtrennendes Geländer entsteht. Es scheint, als wären nicht nur die Jungs an den anderen Instrumenten Peter der Wolfs Freunde, sondern das ganze Publikum. Alle lachen über seine Witze und honorieren mit ausgiebigem Applaus, trippelnden Füßen und wippenden Hüften seinen Liedermacher-Pop, der auch mal ganz rockig daherkommen kann. Peter der Wolf gibt alles, vor allem auf seiner Gitarre kann er ganz schön abgehen! Doch auch melancholische Klänge zaubert er aus dem Saiteninstrument, die dennoch leichtgängig bleiben und damit perfekt in diesen Abend passen. Seine Musik, seine Texte und der gesamte Auftritt der Band machen Spaß. Zum Glück erlaubt sich Peter der Wolf auch ab und zu mal eine kleine Spitze, denn sonst wäre wirklich alles an diesem Abend aus Friede, Freude und Eierkuchen gebaut: „Tim ist ein begnadeter Songwriter….und der Rest kommt schon noch“, kommentiert er den vorherigen Auftritt trocken und sorgt damit für amüsiertes Gekicher. Für die ausgleichende Gerechtigkeit nimmt er aber auch sich selbst nicht aus der Schusslinie und fordert dem Publikum nachdrücklich ein „Buh“ ab, sofern den Gästen etwas nicht gefällt. Obwohl es meinen Beobachtungen ausnahmslos allen gefällt, bekommt der Mann trotzdem seinen Willen und einige rufen „Buh“ und freuen sich dabei einen Keks! Wie macht er das nur? Im Fach ungekünstelte Bühnenpräsenz und Publikumsanimation bekommt Peter der Wolf von mir auf jeden Fall einen Smiley ins Klassenheft!
Und die versprochene ehrliche Meinung gibt es zusätzlich zu meinem Beitrag in den herumgereichten Spendenhut für umsonst noch oben drauf: Mir hat der Abend sehr gut gefallen! Vielen Dank! Ich lasse zwar bestimmt nicht von jetzt auf gleich Postrock, Metal und Darkelektro links liegen und mutiere zu einem rasenden Fan von deutscher Liedermachermusik, doch die Musik von Peter der Wolf hat mir irgendwie ein gutes Gefühl verschafft. Selbst altbekannte Phrasen bekommen in seinen Songs einen authentischen und individuellen Charakter. Dabei erreicht er mit Musik und Texten eine Stimmung im Saal, die auf eine angenehme Art und Weise verbindend ist. Na selbstverständlich haben wir uns alle schon einmal gefragt „Warum das Gras auf der anderen Seite immer grüner ist“ und sicherlich können die meisten von uns nachfühlen, warum man einen Gameboy manchmal einfach nicht zur Seite legen kann – egal ob der Kopf dröhnt, die Augen tränen oder man für Stunden die Toilette nicht verlassen kann, weil man hier einen „Gameboy Color“ vorgefunden hat. All das und noch viel mehr ist Teil von Peter der Wolfs Textrepertoire, welches in poprockigem Liedermacher-Gewand dazu aufzurufen scheint, das Leben einfach nicht so ernst zu nehmen. Schließlich kann man auch „Voll ohne Milch“ sein und das ist doch schon einmal eine ganze Menge!
Dieses Freitagskonzert geht lange und alle machen selig mit. So beteiligt sich auch die talentierte Sängerin von I.WANT.MORE mit Freude am Musizieren und in der Raucherpause kommt man vor der Tür ins Gespräch. Und schon ist der nächste Kontakt hergestellt und ein Ziel für die kommende Kult-Tour bestimmt: Beim Regio Rock am kommenden Samstag im Hansa Kultur-Club tritt sie mit ihrer Band auf. So einfach geht das! Dieser Abend hat einfach keine spitzen Ecken und harten Kanten, sonder stellt prototypisch dar, was man einen runden Abend nennt. Er trällert wohlwollend vorüber wie eine melancholisch-glückliche Geschichte und hinterlässt ein angenehm warmes Gefühl im Bauch. Das macht allerdings hungrig! Wie gut, dass es hier in der Gegend einen Supermarkt gibt, der sich an die studentischen Tageszeiten (und an meine) angepasst hat und erst Mitternacht die Tore schließt. Wir holen uns etwas zu Essen, eine Vollmilch statt Vodka und lassen diesen schönen Konzertabend ganz gemütlich ausklingen.