
Urbane Momentaufnahmen verschmolzen zu Street-Art-Gemälden
Vor gut einem Monat besuchten wir die Galerie Hugo 45 in der Hugo-Luther-Strasse zum ersten Mal. Schon damals waren wir sehr beeindruckt: Galeriebetreiber Hans-Joachim Helweg hat weder Kosten noch Mühen gescheut und viel handwerkliches Geschick an den Tag gelegt, um den ehemaligen Wohnraum in einen angenehmen, hellen Ausstellungsraum zu verwandeln. Mit seiner Galerie hat das Viertel im westlichen Ringgebiet einen weiteren kulturellen Treffpunkt hinzugewonnen. Heute bin ich erneut auf Kult-Tour und wieder gerne vor Ort. Anlass ist die Ausstellung „Collagen und Lichtkästen“ der in Hamburg lebenden Künstlerin Friederike Lydia Ahrens.
Text und Fotos: Jens Bartels/JayBe Photography
Ich bin sehr gespannt, was mich erwartet und so erscheine ich (fast) pünktlich zur Vernissage. Auch heute werde ich von Hans-Joachim Helweg herzlich begrüßt und durch die Ausstellung geführt. Als ich mich den Kunstwerken widmen möchte, fällt mein Augenmerk zunächst auf ein ‚Sofa‘ aus… ja, tatsächlich aus Pappe! Zur Sitzprobe komme ich leider nicht, da ich aus dem Staunen nicht herauskomme: Hans-Joachim Helweg führt den Besuchern die Variabilität dieses Sitzmöbels vor. Plötzlich wird aus der kleinen runden Sitzgelegenheit ein langgezogenes Sofa. Das nenne ich mal innovativ! Nach diesem kurzen Exkurs zum Thema ‚moderne Sitzgelegenheiten‘, betrachte ich nun die weiteren Werke von Friederike Lydia Ahrens. Mit offenen Augen wanderte die in Braunschweig geborene Künstlerin durch die Großstädte der Welt und hat dabei einen Blick für die vermeintlich unscheinbaren Zeugnisse des urbanen Lebens entwickelt. Den Städten Sydney, New York, Berlin und Hamburg entstammen Plakate, Poster, Aufkleber – Alles was irgendwo ‚hängt‘ wird Teil ihrer Sammlung. Diese Fundstücke fügt sie anschließend zu Street-
Art-Gemälden zusammen und bewahrt sie damit in gewisser Weise vor der Vergänglichkeit. Denn einmal ‚abgerissen‘ landen sie nicht im Mülleimer, sondern erhalten im Kontext des Kunstwerks ein neues Gesicht. Eines der Highlights der Ausstellung stellt ein ebenfalls collagierter Paravent mitten im Raum dar. Schön anzusehen sind auch die detailliert gestalteten Lichtkästen, die einen eigens dafür hergerichteten Raum der Hugo45 ausfüllen.
Lydia Ahrens‘ aktuellste Collagen fügen sich aus gesammelten Fragmenten aus Marokko zusammen. Eigentlich nicht als Teil der Ausstellung gedacht, legte Hans-Joachim Helweg jedoch großen Wert darauf, auch diese Kunstwerke in die aktuelle Ausstellung mit einzubinden und platzierte sie in einem eigenen Raum. In den hellen Zimmern kommen Ahrens´ Werke wirklich ausgezeichnet zur Geltung! Doch Hugo45 bedeutet nicht nur Kunstgenuss im abgeschlossenen Raum. Wer eine Pause an der frischen Luft machen möchte, geht einfach in den Innenhof. Hier wird heute gegrillt und es gibt sogar Hamburger Bier als Hommage an Lydia Ahrens‘ derzeitigen Wohnort! Doch heute ist die Hugo45 uns allen ein heimeliger Punkt des geselligen Beisammenseins mit künstlerischem Flair. Selbst die Mülltonne ist ganz im Stil von Friederike Lydia Ahrens gestaltet! Mein persönliches Fazit: Eine hochinteressante Ausstellung in einer innovativ gestalteten Galerie an einem sehr gut organisierten Abend, dem es an nichts fehlt. Bis zum 15.Juni ist die Ausstellung geöffnet – ein Besuch lohnt sich! Ich freue mich auf die nächsten Projekte in der Hugo45. Weiter so!
Über unsere erste Impression von der Hugo45 lest ihr hier: Wir haben bereits berichtet!