
Tagebucheintrag #1 Kult-Tour Gartenprojekt
Da dieses Projekt wirklich etwas ganz Neues auf Kult-Tour ist und in eine spannende DIY-Richtung geht, habe ich mich entschieden, ein Gartentagebuch zu führen. Wie ihr ja bestimmt schon mitbekommen habt, hat der Stadtblog nun einen Garten – Dank meine-ernte, einem kleinen Unternehmen aus Bonn, das auf uns aufmerksam geworden ist. Gut, „coole Idee“ klingelt es in meinem Kopf und tönt es am Telefon, als ich mit der Zentrale von meine-ernte spreche. Außerdem zuckt mein kleiner Finger schon in Richtung Holzkochlöffel an meinem Herd. Wer mich kennt: ich stehe nicht nur auf schräge Kulturszene, sondern bin auch eine leidenschaftliche Köchin. Mehr oder weniger gut. Ich erlaube mir da kein eigenes Urteil und überlasse das lieber denen, die ich herzensgern bekoche und anschließend zwinge, alles zu probieren. Am liebsten ist mir, wenn der Auserwählte aufgeschlossen ist und mir nicht mit solchen Spielverderbersätzen kommt wie „Also ich mag ja kein Salat, und keine Tomaten, und ach ja – Oliven auch nicht so gerne“. Das arme verschmähte Gemüse! Das kann ich nicht ab, lass es aber inkonsequent bis auf die Knochen auch meistens durchgehen.
Text und Fotos: Juana Gens, Dorit Arning, Stefanie Krause
Alleine bin ich jedoch manchmal etwas kochfaul. Und in Anbetracht der von meine-ernte angepriesenen 45m² Gartenfläche mit mindestens 20 Gemüsesorten werde ich noch fauler. Ohjeh! Gartenarbeit, davor habe ich mich schon immer zu gerne gedrückt. Eine Unterstützung wäre fein! Wie von Zauberhand bestellt, läuft mir da auch gleich jemand Passendes über den Weg. Ja, ist so! Ich glaube, das nennt man Affirmation. Das ist so ähnlich wie „positives Denken“ und klappt bei mir normalerweise am besten bei Sperrmüllwünschen und am wenigsten in der Liebe. Mit Juana habe ich nun eine perfekte Gartenfreundin an meiner Seite. Ich kenne sie erst seit kurzem aus dem Protohaus (HIER das Video) und weil ich sie so mag (und sie so gut Unkraut jäten kann), darf sie von mir aus auch Veganerin sein 😉 Geteilte Gartenfreude ist doppelte Gartenfreude, oder wie geht das Sprichwort nochmal?
Bei der Eröffnungsveranstaltung am 02.05. parkt also die geballte-verpeilte Frauenpower in Watenbüttel beim Gelände von meine-ernte. Es stellt sich heraus, der Garten ist vielmehr ein Stück Feld. Denn ein großer Acker wurde in mehrere Parzellen unterteilt und eine davon ist UNSERE! Es gibt eine kleine Einführungsrede, aber ich höre schon gar nicht mehr richtig zu. Das kann ich übrigens auch vorzüglich. Oh, guck mal ein Eichhörnchen! Stimmt nicht: Oh guck mal, unsere FELD! Ein kleines Schildchen mit der Aufschrift „Kult-Tour Gartenprojekt“ inklusive unserer Internetadresse ist der Beweis und wir stolz wie Bolle. Da die Parzellen so ganz undeutsch nicht durch Zäune getrennt sind, müssen wir im wahrsten Sinne den ersten Schritt tun, um einen Trampelpfad als Trennlinie zu den Nachbargärten zu ziehen. Ich schwankte nicht nur betrunken, deswegen macht das lieber Juana und ich trete noch mal nach. Das kann ich auch ganz gut. So sagt man(n) zumindest. Auch in dem Seil, welches wir als Hilfslinie spannen sollen, verheddere ich mich natürlich sofort und ziehe auch schon wieder skeptische Blicke auf uns, als ich bei der Vorstellung mit unseren Nachbarn wie selbstverständlich plärre: „Wir sind DIE Blogger!“ Was der sich wohl gedacht hat? Sein Blick versprach nichts Gutes. „Bloggen? Was bzw. WER ist das? Die war doch bestimmt eben noch auf Diät und hat von Ackern keine Ahnung.“ Aber ich will jetzt keine Vorurteile verbreiten.
Ackern können wir offenbar doch: Juana hat inzwischen schon ein paar weitere Pflanzen in den unbepflanzten Bereich unseres Felds gesetzt. Ein Netz schützt die Pflanzen vor Fressfeinden und am Mittwoch dieser Woche feierten wir unsere ERSTE ERNTE, nachdem wir stundenlang tapfer gegen das Unkraut gekämpft haben. Peinlich: unsere Nachbarn sind ziemliche Gartenstreber und bei denen sieht es total ordentlich und hübsch aus! Nun ja, zwei riesige Salatköpfe, Radieschen, Babyspinat und Kohlrabi konnten wir zwischen dem Unkraut dann doch sehr gut finden. Die wurden sogleich in einem halbwarmen Salat verarbeitet. Unser gebührender Lohn nach getaner Arbeit! Unser improvisiertes Rezept geht so:
Kult-Tour-Rezept: Viel grünen Blattsalat waschen (Tipp: am besten in einer großen Schüssel Wasser, damit der ganze Sand herausfällt), in einem frischen Küchentuch anstatt einer sperrigen Saltschleuder ausschütteln und anschließend in mundgerechte Stücke rupfen (Anmerkung: bei einer großen Klappe dürfen sie ruhig ein bisschen größer ausfallen). Radieschen und Rote Beete aus dem Glas in Scheiben schneiden und Frühlingszwiebeln in Ringe und mit getrockneten Cranberries, gekochten roten Linsen und gebratenen Champignons und Zwiebeln zusammenwerfen und mit einer Vinaigrette aus Olivenöl, Balsamico, O-Saft, Salz, Pfeffer, Zucker und Senf sorgfältig vermischen. (Tipp: Das Dressing in eine geschlossenen Einmachglas cremig schütteln.) Diese Gewürze kamen noch zum Einsatz: Paprika und Oregano, aber probiert doch gerne mal aus, was euch so schmeckt. Passen würden unserer Meinung nach auch noch knackige Apfelscheiben und Nüsse. Ich muss sagen, dieser vollständig vegane Salat war echt lecker und ich hatte nicht die Spur des Bedürfnisses, irgendetwas mit Fleisch oder auch nur Käse dazuzutun. Schau einer mal an! Fast satt bin ich auch geworden. Danke für diesen tollen ersten Gartentag mit unkomplizierter Kochaktion!
Merkliste und Erfahrungsaustausch nach dem ersten Gartentermin:
Zwei Klappstühle mitten auf dem Feld machen sich gut als Sitzgelegenheit und Ablagemöglichkeit für das ganze Zeug, was ich immer so mitschleppe.
Wasser braucht man nicht nur zum Trinken während des Ackerns, sondern auch zum Händewaschen.
Gummistiefel sind ungemütlich, barfuß Gärtnern ist ziemlich toll! Vor allem die riesige Pfütze vor dem Feld hat’s mir als Fußbadewanne bei diesen warmen Sommertemperaturen angetan.
Ein Handtuch sollte man dann doch zum Abtrocknen mitnehmen, damit nicht jedes Mal mein T-Shirt herhalten muss.
Ein richtiger Erntekorb muss her (Wunsch ans Sperrmülluniversum!), damit ich besser mit unserem jungen Gemüse angeben kann, und ein paar Stäbe für die rankenden Bohnen, die es übrigens gar nicht mögen, von Unkraut umgeben zu sein.
Sich Matsch bis hoch zu den Knien und Achseln vollschmieren ist irgendwie seelisch befreiend. Man sollte das aber danach abduschen, wenn man nicht die ganze Bude voller Sand haben will.
Disteln ohne Handschuhe rausreißen ist…Aua.
Also, das war’s erstmal von mir. Vielleicht hinterlasst ihr mir mal einen Kommentar, ob euch mein Tagebucheintrag gefällt oder ob ich das lieber lassen sollte. Vielleicht habt ihr ja auch noch Fragen oder sogar Tipps für uns? Ich sage jetzt für meinen Teil erstmal beseelt und durchdrungen von Affirmation: „Bis zum nächsten Tagebucheintrag für das jetzt schon florierende Kult-Tour-Gartenprojekt von Juana und mir!“