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Sturm der Emotionen

11.05.2014 Manuela Bericht, Theater und Film 0
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05_Staatstheater_Braunschweig_aPart_Salvatore_La_Ferla_Beatrix_Koller_Reija_Heinonen_Anna_Fingerhuth_Yuya_Fujinami_Bettina_Boelkow_Foto_Andreas_Etter
„aPart“: Ein Tanzstück mit Tischen im Staatstheater Braunschweig. „Ich werde nie mehr einfach so an einem normalen Tisch sitzen können!“, sagt die Dame neben mir. Applaus, Rufe und anerkennende Pfiffe wecken mich langsam aus der Trance. Ich bin noch so gebannt, dass es mir erst mit einiger Verspätung einfällt, dass man ja am Ende eines Theaterstücks eigentlich klatscht, und dass ich zur Abwechslung auch mal wieder atmen könnte. Was war passiert? Sind gerade 90 Minuten vergangen, wie es im Programm stand, waren es fünf Minuten oder fünf Monate, seit… ja was eigentlich? Und was hatte das Ganze mit Tischen zu tun?

Text: Manuela Kuhar | Fotos: Andreas Etter

09_Explosion_Staatstheater-Braunschweig_aPartSchon als wir uns hinsetzen, eine Freundin und ich, sind die Gespräche im Saal verhalten. Hinter einem ätherisch dünnen Vorhang auf der Bühne umschlingen sich zwei Tänzer. Ihre fließenden Gewänder und Bewegungen, der nebelhafte Vorhang und das vage Licht lassen die Szene unirdisch, geisterhaft erscheinen. „An end is a new beginning“ – Ein Ende ist ein Neubeginn – steht da in großen Lettern, in weißem Licht auf den Vorhang projiziert. Mit melancholischer Akkordeonmusik geht das Licht aus, und es beginnt. Wie magisch zieht mich das Geschehen auf der Bühne in den Bann. Ein Haufen Menschen, der gemeinsam pulsiert, organisch wie ein schlagendes Herz, und dann in alle Richtungen explodiert. Mit vollem Körpereinsatz werfen sich die Tänzer durch die Luft, auf den Boden, übereinander und aufeinander; sie versprühen wilde, wie gewalttätige Energie und erobern die Bühne mit Kung-Fu-Sprüngen und Breakdance-Akrobatik – doch all das geschieht völlig geräuschlos und ballettartig elegant. Dazu fahren wummernde Celloklänge in den Magen und machen den Gänsehaut-Eindruck komplett. Waren die Gewänder zuerst weiß wie die Unschuld, sind sie nun rot… wie was? Leidenschaft, Gefahr, Liebe, Schmerz… widersprüchliche Assoziationen schießen mir durch den Kopf, während die Tänzer weiter über die Bühne wirbeln, sich selbst und sich gegenseitig durch die Luft katapultieren, als stünde ihr Leben auf dem Spiel. Ein unmöglich langer Sprung wird zur atemlosen Ewigkeit, zum Flug durch den siebten Himmel.
Wie halten die Tänzer das fast 90 Minuten lang aus? Was für ein hartes körperliches Training steckt hinter solchen Aufführungen, wie viele blaue Flecken und verstauchte Gelenke? Als Amateurtänzerin erahne ich es zumindest in Ansätzen, und die Muskeln der Darsteller sind Zeugen davon…
Dann kommen sie endlich: Die Tische. Sie bilden Hindernisse und Verstecke, Trennwände und Verbindungen, Klettergerüste und Turngeräte; sie werden getragen, geworfen, überklettert und beturnt. Langsam geschoben, mit den Platten zum Publikum, werden die Tische zur undurchdringlichen Mauer, die sich mit einem Knall schließt. Hintereinandergestellt bilden sie Pfade, auf denen zwei schwarze Engel einherschreiten und sich gegenseitig fixieren, ihr Blick so eiskalt wie das Neonlicht, das sie beleuchtet. Schließlich bleiben die beiden stehen, von einem unüberwindlichen Abgrund getrennt.
Die irreale Szene jagt mir Schauer über den Rücken. Wo ist die Leidenschaft geblieben, scheinen die Tänzer zu fragen, kann Liebe einfach so verschwinden? Wie kann es sein, dass man sich so fremd wird, und kann man dann wieder zusammenfinden?
Und dann geschieht…nichts.
Minutenlang sehen sich die Darsteller einfach nur an. Und das ist eine der überwältigendsten Szenen, die ich jemals im Theater gesehen habe. Denn sie zerreißt das Herz, zerfetzt es leise und gnadenlos mit Klavierklängen, und lässt das Leben vor meinem inneren Auge vorbeiziehen. Rasende Wolken im Hintergrund rufen mir zu: Mensch, das Leben ist kurz – nutze es! Kommt einander näher, anstatt euch fremd zu bleiben; nutzt die Zeit, die euch bleibt, um leidenschaftlich aus dem Vollen zu schöpfen, um zu lieben und zu leben.
Oder vielleicht sagt das Stück etwas ganz anderes. Es gibt wohl keine zwei Menschen, die bei so etwas das Gleiche erleben.
Seht es selbst.

Mehr zum Theaterstück aPart auf den Seiten des Staatstheater Braunschweig.

Fotos: Andreas Etter

Manuela Kuhar ist 2013 nach Braunschweig gezogen und hat sich Hals über Kopf in diese Stadt verliebt. Sie arbeitet nebenberuflich als freie Journalistin, stürzt sich gerne auf Themen rund um Tanz, Kunst und Kultur.

 

Manuela

Manuela Kuhar ist aktiv! Sie entdeckt immer wieder neue Themen aus den Bereichen Kultur, Stadtleben und Freizeit.

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