
Sommerfestliche Mensch-Maschinen | Die Kult-Tour-Tipps
Micha und Stef schwitzen bei diesen heißen Temperaturen trotzdem zwei Kulturtipps aus. Unsere Kult-Tour-Tipps läuten montags die Woche ein. Wir zeigen euch hier unsere persönlichen Veranstaltungs-Favoriten und graben die Geheimtipps aus! Dabei wollen wir euch einen lebendigen Leitfaden durch das Geschehen in Stadt und Kultur anbieten. Übersicht statt Überangebot ist unsere Devise.
Text: Michael Zemke und Stefanie Krause | Foto: Matthias Bosenick
Michas Tipp der Woche
Mensch und Maschine bilden eine Einheit!
Ausstellungseröffnung: „Apparat“ mit Sommerfest – Aleksandra Domanovic, Andreas Fischer, Pakui Hardware, Alexander Kluge, Daria Martin, Sandra Mujinga, Wyatt Niehaus, Margaret Raspe, Raphaela Vogel, Jan Vorisie | Kunstverein Braunschweig (Haus Salve Hospes) | Vernissage: Freitag, 02. 06.2017 | 19.00 Uhr | Ausstellungsdauer: 03.06.2017 – 13.08.2017 | Info: www.kunstverein-bs.de
Die Filmemacherin und Künstlerin Margaret Raspe montierte zu Beginn der 70er-Jahre eine Super 8 Kamera an ihrem Bauhelm vor ihrem Auge und nahm damit Aktivitäten ihres Alltags auf, wie zum Beispiel das Malen oder Zeichnen. Dabei ist die Kamera wie eine Erweiterung ihres Körpers und bildet quasi ihren Blick auf die Realität ab. In dem Moment, wo die Aufnahmen als Film projiziertwerden, nimmt der Betrachter automatisch ihren subjektiven Blick bzw. ihre Perspektive ein und bewegt sich mit der Künstlerin durch ihre Welt. In Raspes Werk gehen Mensch und Maschine eine Symbiose ein. Dieser Zusammenschluss bildet die Ausgangspunkte der Gruppenausstellung APPARAT. Vor diesem Hintergrund zeigt der Kunstverein Braunschweig das vielseitige Interesse einer jüngeren Künstlergeneration an der Verbindung von Mensch und Maschine. Thematisch geht es von dem oben beschriebenen Kamerahelmprojekt einer vordigitalen Zeit hin zur automatischen Drohne. Der Apparat wird als Kunstproduzent thematisiert, als eine körperliche Erweiterung im Sinne eines post-humanen Mensch-Maschine-Systems, das eigene Narrationen entwickelt.
Die Idee der Künstlerin Margareth Raspe finde ich angesichts des zeitlichen Kontextes einfach nur grandios. Eine simple Idee an für sich, eine super 8 Kamera vor einen Bauhelm zu installieren, aber nichtsdestotrotz faszinierend. Ich habe neulich auf arte einen kurzen Einblick in ihr künstlerisches Werk sehen können und umso schöner finde ich, das jetzt der Kunstverein Braunschweig im Rahmen seiner Ausstellung auf dieses für mich faszinierende künstlerische Werk eingeht und ich mir es persönlich angucken kann. Das Thema ist superspannend und gerade in der starken Technisierung der Welt von großer Relevanz. Die virtuelle Realität – z.B. erlebt durch 3D-Brillen – sowie die Computertechnik – auch unsere alltäglichen Begeliter, die Smartphones – nehmen einen immer höheren Stellenwert in unserem Alltag ein. Eine sowohl künstlerische als auch gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den Apparaten und Maschinen, die uns umgeben, ist auf jeden Fall notwendig, um für die Zukunft und die Entwicklung des Menschen gewappnet zu sein. Ich bin seit Jahren Stammgast des Kunstverein Salve Hospes und des Sommerfestes und ich wünsche allen Besuchern eine spannende Ausstellung und ein schönes Fest bei sicherlich sehr guten Gesprächen über Kunst an diesem!
Stefs Tipp der Woche
Wer wagt es? Inklusives Schreibfestival – Abschlussveranstaltung | Guten Morgen-Buchladen (Bültenweg 87) | Dienstag, 30.05.2017 | Beginn: 19.30 Uhr | Eintritt frei
Ein Literaturfestival findet seinen feierlichen Abschluss, ein Festival, das das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderungen fördert und das Können vor allem von Menschen mit Beeinträchtigungen unterstreichen möchte. Diese haben bekanntlich mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Ein Vorurteil ist ganz besonders gemein und meiner Meinung nach überhaupt nicht nachvollziehbar: Menschen mit Beeinträchtigungen seinen angeblich nicht kreativ. Freiwilligenagentur Jugend-Soziales-Sport e.V. will mit Unterstützung der Aktion Mensch den Beweis erbringen, dass das natürlich nicht so ist und hat daher im Rahmen des am 5. Mai begangenen Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen das inklusive, interkulturelle und intergenerative Schreib- und Vorlesefestival „Wer wagt es?“ ins Leben gerufen. Hier auf der Abschlussveranstaltung kann ein Fazit des Festivals gezogen werden, begleitet wird die Abschlussveranstaltung mit einem bunten Rahmenprogramm unter anderem von Liedermacher Claus Tepper und einer Gedichtelesung des Lyrikers Finn Bostelmann.