
Pop-Art, Astrabier und Currywurst. Jörg Döring in der Galerie Jaeschke
Astra Rotlicht und Berliner Currywurst. Und dann auch noch ich – zwischen Superman und lauter Leuten, die ich noch nicht kenne. Die Vernissage von Jörg Dörings Ausstellung in der Galerie Jaeschke erweist sich gleich zu Beginn als spannender „Culture Clash“. Trotzdem: edel! Und wie. Das ist hier mal eine ganz andere Szene als an den Kunstorten, wo ich in der letzten Zeit unterwegs war. Diese Kult-Tour führt mich zu einer der führenden Kunstgalerien Braunschweigs.
Text und Fotos: Stefanie Krause
Mitten in der Innenstadt am Ringerbrunnen spürt man von außen erstmal nicht viel davon, dass heute eine Eröffnung gefeiert wird. Ein unaufdringlicher Zettel am Schaufenster der Galerie gibt den Hinweis, wie man den Ort des Geschehens erreicht: durch die etwas versteckte Haustür ab in den ersten Stock. Gespannt folge ich den Stufen eines ganz normalen Treppenhauses und trete durch eine Wohnungstür in warm-goldenes Licht. Der weitläufige Raum ist reich bevölkert, die Menschen befinden sich bereits angeregt im Gespräch. Gediegen. Rechts geht es in den Verkaufsraum der Galerie, links auf eine professionell gestaltete Ausstellungsfläche. Bunt! Aha! Effekt! Die Bilder winken und zwinkern mir zu. In Sprechblasen werfen sie mir Phrasen und offensive aber auch nachdenkliche Sprüche entgegen.
Ich drehe mich kurz für eine Instagram-Story, schieße ein paar Fotos und wage den Schritt in die Menge. Ach warte, es fehlt noch etwas: Ich entscheide mich für ein Glas guten Weißwein. Dann bin ich gewappnet und flaniere los. Die Ausstellungsstücke sind gut mit dem Raum verbunden. Kleinere, halb-abgetrennte Nischen geben den perfekten Rahmen für die Kunstwerke. Ich kann mich auf jedes einzelne gut einlassen, konzentriere mich und flirte dabei ein wenig mit den Helden meiner Kindheit: Lucky Luke, Superman, der rosarote Panther. Den Gesprächsfetzen der Mit-Schauenden entnehme ich, dass die Bilder auf Gefallen stoßen. Kein Wunder! Kann hier doch jeder etwas von sich entdecken. Erinnerungen werden wach: an den Lieblings-Hollywoodfilm oder eben an das Idol aus der rockigen Jugendzeit. Obwohl ich keine wahren Idole hatte und habe, geht der Effekt von Dörings Kunst auch an mir nicht spurlos vorbei. Mein Lieblingsbild ist das von Debbie Harry, Sängerin und Ikone der Band Blondie. Sie hat trotz ihrer Stärke, ihrer fast unwirklichen Schönheit und unnahbaren Präsenz auch immer etwas Zerbrechliches, Sanftes, tief-authentisch Menschliches verkörpert. Das gefällt mir gut und Döring hat die Harmonie der Gegensätze in dieser Persönlichkeit gut getroffen. Der Künstler selber ist ebenfalls persönlich anwesend und begegnet mir aufgeschlossen und freundlich. Nachdem ich ein Foto von ihm aufgenommen habe, kommen wir überraschenderweise nicht über Kunst sondern über Kameraobjektive ins Gespräch. Ganz natürlich. Aber ich möchte ihn gar nicht so lange stören. Denn er nimmt sich viel Zeit für Autogramme, Gespräche und Fragen der Besucher. Zum Schluss komme ich auch mit anderen Besuchern in Kontakt. Einen Mann mit Cowboyhut muss ich einfach ansprechen, sein Outfit passt einfach zu gut zur Ausstellung! Dann muss ich auch schon wieder weiter. Kurz suche ich dafür die magische Tür, durch die ich vorhin diese neue Welt betreten habe. Ah, Garderobe. Türgriff. Treppenhaus. Kühle Luft. Plötzlich befinde ich mich wieder auf dem Kopfsteinpflaster der Braunschweiger Innenstadt und freue mich auf ein nächstes Mal in der Galerie Jaeschke. Ein runder Abend! Gerne wieder!
Jörg Döring | Ausstellungsdauer: 17.11. – 15.12.2016
Galerie Jaeschke | Schuhstraße 42 | Am Ringerbrunnen | 38100 Braunschweig
Öffnungszeiten: Mo. – Fr.: 10 bis 19 Uhr | Sa.: 10 bis 17 Uhr