
Lina Lärche. „La Grang Dame de la Schangsong“ im Portrait
Lina Lärche, Entertainerin aus Potsdam, reiste eigens aus Hannover an, wo sie um die Jahreswende gastierte, um sich von Kult-Tour Der Stadtblog portraitieren zu lassen. Bereits im November berichteten wir von ihrer außergewöhnlichen Vorstellung im Das Kult. Lärche, die mit Recht immer mehr Engagements erhält, ist nun erneut mit ihrem Programm „Am Anfang schon am Ende“ in Braunschweig, diesmal am 11.03.2016 um 20 Uhr im Theater am Lindenhof. Grund genug, der Grande Dame mal gehörig auf ihr Diadem zu fühlen:
Text: Alkmini Laucke | Fotos: Stefanie Krause
Der Pilot hatte seinen freien Tag
Ich hole sie am Bahnhof ab – den Privatjet ließ sie ausnahmsweise stehen, der Pilot hatte seinen freien Tag. Rasch gehen wir bei klirrender Kälte zum Auto und fahren in das alteingesessene Café Haertle, wo wir im neu eingerichteten hinteren Bereich Platz nehmen, natürlich mit Blick auf das Staatstheater.
Die Location ist Madame genehm. Allerdings müssen wir die freundliche Bedienung zweimal vertrösten, da wir bei unserem beidseitig nicht enden wollenden Redeschwall nicht dazu kommen, in die Karte zu gucken. Die junge Frau nutzt dann eine unserer Atempausen, um die Bestellung aufzunehmen, nicht ahnend, dass schlimmer immer gehen sollte.
Wie ich in meiner Rezension schon darauf hinwies, gibt es bei Lina Lärche nicht nur etwas zu hören, sondern auch ihre auffallend schönen Beine zu betrachten. Nein, nein, meine Herren, wenn ich von schönen Beinen rede, dann ist dies ein fachliches Vokabular einer Gymnastiklehrerin mit der Schwerpunktausbildung im klassischen Ballett! La Grande Dame versteht natürlich sofort.
Ja, sie habe als 6-jährige bei einer einstigen „Primaballerina“ Ballettunterricht genossen und zwar bis zu ihrem Abitur. Ich kann mir nicht verkneifen, dazwischen zu brabbeln, dass ich dort, ich zeigte aufs Theater, meine ersten Ballettstunden bei der einstigen Braunschweiger Primaballerina Erika Standke-Ohme genossen habe und dies mich bis heute prägte.
„Was Anständiges“ wie Erziehungswissenschaften
Den roten Faden umklammernd frage ich weiter, was sie nach dem Abitur mit ihren Talenten angefangen hat? Besonders wichtig war für die in Potsdam aufgewachsene Lärche das dortige Kulturhaus. Dem Ballettunterricht schlossen sich Stepptanzunterricht und ein 2-jähriger Nähkurs an, der einer Schneiderlehre nahe kam. Die Schneiderkunst käme ihr auch noch heute zugute, weil sie rasch und zielgerichtet ihre eigenen Kostüme so optimieren könne. So kommt es, dass diese auf sie und ihr Programm im wahrsten Sinne des Wortes maßgeschneidert sind.
Jedoch begann auch sie zunächst den Umweg, etwas „Anständiges“ zu lernen. In stetiger Ambivalenz, den Kampf zwischen Kopf und Herz verdrängend, studierte sie Erziehungswissenschaften, Kunst, Anglistik und Sport. Eine Tutorin gab ihr nach dem durchaus erfolgreich abgeschlossenen Studium den Denkanstoß, sich zu fragen, wofür sie denn wirklich brenne?
Lina Lärche verstand und legte los.
Bühnenprogramme wie „Süße Laster“ mit Sängerin Sandy Henschel und Pianist Jan Lehmann, „Das fliegende Frauenzimmer“ mit Volker Jaekel am Klavier, sowie „Hauptsache es macht Spaß!“ mit Pianist Stefan Breinl entstanden und wurden bundesweit aufgeführt.
Doch nach viel Arbeit und den Entbehrungen eines Künstlerlebens überwogen die Zweifel und Lärche räumte sich eine künstlerische Pause von 3 Jahren ein. Wie sie aus der Pause wieder herausgefunden habe, will ich neugierig wissen. Der Künstler Jango Erhardo sei schuld, verrät mir Lina Lärche lächelnd.
Er lud sie einst zu sich ins WGC-Theater in Hannover ein, um mit ihr gemeinsam eine Gala Show für Silvester zu spielen, die sich als erfolgreich erwies.
Wieder Blut geleckt
„Von da an hatte ich wieder Blut geleckt“, so Lärche. Die Beiden sind übrigens am 6.2.2016 erneut im Schauspielhaus Uelzen zu erleben. Seit der ersten Galashow ging und geht es bergauf!
Regelmäßige Engagements in und um Hannover folgten und nun kommt sie im März zum vierten Mal in die Löwenstadt. Yvonne Kamermann, Intendantin des neu eröffneten Theaters im Lindenhof griff zu, solange Lina Lärche noch für Engagements in der Gegend verfügbar sein würde. Eine kluge Entscheidung – und ein Gewinn für die Kleinkunst, eine so hochkarätige Künstlerin wie Lina Lärche in Braunschweig erleben zu dürfen.
Ob sie über die vergangenen Jahre des Studiums hadere, frage ich sie. „Nein“, gibt mir die Diva süffisant lächelnd zu verstehen. Auf der Bühne habe man im gewissen Sinne eine Art Autorität. Der Fokus sei auf den Akteur gerichtet. Doch wenn Zuschauer sich nicht angemessen verhielten, könne man ihnen mit pädagogischen Kniffen noch etwas beibringen, ohne dass sie ihr Gesicht verlören. „Spätestens dafür hat sich mein Studium gelohnt!“, zieht sie amüsiert ihr Fazit.
Nun, ich höre da heraus, dass ihr Publikum als Voraussetzung für einen gelungenen Abend nur eine gehörige Portion Humor mitbringen sollte.
Den Rest lasst mal La Lärche machen!
Nach anderthalb Stunden im Flug, kam noch meine Chefredakteurin Stef als Fotografin hinzu. Ihr Riptide und Tegtmeyer-Besucher – ihr glaubt nicht, wie nobel sie sich im Café machte! Im kurzen Schwarzen und mit wallendem Haar reihte sie sich stilvoll bei den Diven ein.
Schließlich erscheint auch die ‚Mutter aller Diven‘ zu ihrem Auftritt ein akademisches Viertel später – also pünktlich: La Kamermann! Das hat das Haertle noch nicht erlebt!
Um die Spannung etwas abzumildern: Wir durften bis zum Schluss bleiben! Also vier ‚Dames‘ an einem Tisch, das war etwa wie vier Mal Ina Müller, das dürfte euch zur Veranschaulichung reichen.
Männerfeindlich, dynamisch und sexistisch
Nun, da alle da sind, kann ich endlich mein Requisit zücken: Den Mann aus dem Ausverkauf!
Ok, den Schokoladenweihnachtsmann, Marke unbekannt, 1 kg Lebendgewicht. Der Mann zum Flachlegen, Erschlagen und Vernaschen. Ja, das ist männerfeindlich, gewaltverherrlichend, sexistisch und…verfressen! Wie Ihr auf den von Stef fotografisch festgehaltenen Momenten sehen könnt: Was für eine herr-lich ausgelassene Stimmung!
Lina Lärche: „Ich möchte gerne mal eine Torte werfen!“
Ihr seht, wir hatten weinen Heidenspaß! Ja, ich glaube, es gab auch ein paar leicht gerümpfte Nasen, dennoch haben wir uns im Café Haertle pudelwohl gefühlt. Es hat eben nicht nur wunderschöne Torten zu bieten, sondern war für uns an diesem Tag ein generationsverbindender Ort der Begegnung. Danke hierfür!
Unsere Tischnachbarn haben an diesem beschwingten Nachmittag schonmal einen Vorgeschmack auf weitere Streiche von und mit Lina Lärche bekommen. Wessen Neugierde nun auch geweckt ist, dem kann ich sagen: An diesem Tag haben wir für Braunschweigs Kleinkunst noch einiges ausgeheckt. Mehr werdet ihr im Laufe des Jahres hier bei Kult-Tour Der Stadtblog erfahren.
Und nicht vergessen: Kommt am Freitag, 11.03.2016 um 20 Uhr, zu Lina Lärches Auftritt im Theatersaal im Lindenhof – Ihr werdet sie lieben! (NACHTRAG vom 07.02.: Dieser Aufritt muss verschoben werden. Wir halten euch auf dem Laufenden, wann Lina Lärche Braunschweig besuchen wird.)
Weitere Auftritt von Lina Lärche: 6.2. Neues Schauspielhaus Uelzen, 12.2. Marlene Hannover, 9.4. WGC-Theater Hannover.