
Festive Dreiecksbeziehung aus Indie-Elektro, Kunst und Party

Festiv 2014 | Foto: Stefanie Krause
Ich kann mich noch an das Jahr 2014 erinnern. Mein erstes mal Festiv, das Eintagesfestival der Indie-elektronischen Musik im LOT Theater. Ich im Kult-Tour-Wahn, der Blog gerade mal ein Jahr alt und ich noch recht frisch in der alternativen Kulturszene unterwegs. Obwohl ich schon vorher an der HBK Braunschweig studiert habe, hab ich erst durch das Bloggen von den meisten der zahlreichen Initiativen und den vielen Kulturschaffenden der Stadt erfahren. Zum Beispiel lernte ich Peter M. Glantz kennen. Er ist einer der wenigen mir bekannten Musiker aus Braunschweig, die tatsächlich von ihrer Kunst leben. Davor ziehe ich meinen Hut, das ist wohl gerade in unserer Region nicht ganz leicht. Und ich ziehe den Hut vor seiner Initiative, ein Festival In Braunschweig auf die Beine zu stellen, welches sich der eher abseitigen Indieelektro verschrieben hat. Hier geht es zwar um tanzbare und auch eingängige Musik, aber auf gar keinen Fall um Mainstream. Vergleiche mit gängigem Futurepop der umtriebigen 80er, Dark Wave oder Elektro Bands lägen zwar nicht ganz aber doch irgendwie daneben. Hier geht es um einiges experimenteller und künstlerischer zu. Gerade die fünfte Ausgabe des Festivs, der sogenannten „Pop Edition“, am Samstag, den 9. Dezember 2017 führt deutlich vor Augen: hier handelt es sich vielmehr um eine multidimensionale Session, in der Musik, Kunst und Party eine leidenschaftliche Dreiecksbeziehung führen. Meine wärmste Empfehlung für dieses Wochenende! Hier das Lineup:
Der Topact kommt diesmal aus Berlin. Hinter dem Projekt ANA ANA steht Anastasia Schöck. Von ihr könnt ihr experimentellen Elektro-Pop erwarten, der manchmal in die Jazzrichtung schwebt, sich in die Sphäre des Trip-Hop verirrt, sich von R’n’B beeinflussen lässt und mit dunkler Melancholie, poppiger Leichtigkeit und apartem Pathos nicht nur eurem Gehörgang schmeichelt, sondern euch auch tief im Herzen überzeugt. Mit gefällt vor allem die sehr intensive, weibliche Stimme, die kribbelnd über und unter die Haut geht! Vielleicht lässt hier Massive Attack einen dunklen Gruß da.
Bandwebsite: www.ana-ana.me
Bei YMAY hingegen wird besonderes Augenmerk auf die Verbindung von synthetischen und natürlichen Klangebenen gelegt, so dass sich ein interessante Mischung ergibt. Der ganz vorsichtig als Futurepop zu bezeichnende Sound entfaltet sich hintergründig und doch präsent zwischen Dunkel und Hell, zwischen weichen Gesangslinien und geradlinigem Sprechgesang, zwischen Kunstprojekt und Musikkonzert und wird damit zu einem ganz individuellen Kulturkonstrukt. Auch hier überzeugt mich vor allem die weibliche Stimme, die Wiedererkennungswert hat, doch auch die hintergründige, leise-drohende, fast erotische Stimmung in den Songs reißt mich mit. Erinnert hier und da ein wenig an Anne Clarke.
Zu guter letzt hat das Festiv einen Gastgeber, der es schließlich auch selber drauf hat. So wie ich das erkenne, hat Peter M. Glantz auch bei YMAY die Finger im Spiel, doch als Host des 5. FESTIV, eröffnet er mit seiner Band GLANTZ den Abend. Freut euch auf Songs ihres nunmehr 7. Studioalbums. Elektronische Popmusik, welche das Prädikat „Indie“ auf jeden Fall verdient hat.
Bandwebsite: www.glantzmusik.de
Außerdem ist der Austragungsort des Festivs etwas Besonderes. Das LOT-Theater hat eben dieses gewisse Flair. In dem mit professioneller Licht- und Tontechnik ausgestatten Konzertraum steht dem perfekten Liveerlebnis nichts im Wege. Im Vorraum findet ihr an der Theke ausgewählte Getränke und die angemessene Ruhe und Atmosphäre für anregende Gespräche – auch während der Konzerte im Saal. Nun, was ich vor allem begrüße: Das LOT ist rauchfrei. „Geschmökt und geschnackt“ wird vor dem Eingang, wo es aber auch ganz und gar nicht ungemütlich ist. Kurzum: Hier lässt es sich gut, gehoben und dabei ausgelassen feiern! Wir sehen uns!
Eure Stef
Die Tickets kosten 10€, ermäßigt 5€ pro Person und können direkt am Eingang des LOT-Theaters erworben werden. Infos unter www.festiv.de. Einlass 19:00h – Beginn 20:00h.
Text und Fotos: Stefanie Krause