
»L’Eclectique Claude Pelet« Französische Comickunst in Braunschweig
Am 22. Oktober ist der französische Comiczeichner Claude Pelet zu Gast im Haus der Kulturen.
Obwohl er an der Erfolgsserie »Sasmira« beteiligt war, die 2012 auch in Deutschland erschien, ist der französische Comiczeichner Claude Pelet bei uns so gut wie unbekannt. In Frankreich ist das anders. Mit nur wenigen Alben konnte er sich dort eine große Fangemeinde erobern. Heute gehört er zu den seltenen Künstlern, die in der Lage sind, ein neues Projekt allein per Crowdfunding zu finanzieren. Den Beweis trat er im Frühjahr an. In nur wenigen Wochen kamen über 10.000 Euro zusammen – mehr als genug, um sein Opus »Les Pierres sacrées d’Ellijahrhemkathum« im Alleingang zu veröffentlichen, denn von den großen Verlagen fühlte sich Pelet zuletzt über den Tisch gezogen. Ein Beispiel, das zumindest in Frankreich längst Schule gemacht hat.
Ein Gastbeitrag von Karsten Weyershausen | Alle Illustrationen © Claude Pelet
»Die heiligen Steine von Ellijahrhemkathum« soll Pelets Lebenswerk werden, betont er immer wieder. Die philosophisch angehauchte Fantasy-Saga ist auf mehrere Bände angelegt, die der Künstler in den kommenden Jahren realisieren will. Eine komplette Handlung existiert bereits auf den Seiten mehrerer kleinformatiger Notizbücher und natürlich in seinem Kopf.
Ob er damit reich und berühmt wird, ist ihm egal, denn Claude Pelet ist vor allem Idealist. Vor Jahren schmiss der zweiundfünfzigjährige Autodidakt den lukrativen Job bei einem großen Pariser CGI-Studio, weil er meinte, sich dort in einer künstlerischen Sackgasse zu befinden. Heute lebt er wieder in seinem Geburtsort, in Südfrankreich, ganz in der Nähe der Braunschweiger Partnerstadt Nîmes und geht seinen eigenen Weg, auch wenn der zumindest finanziell manchmal steinig ist.
Eine Aktion der Deutsch-Französischen Gesellschaft führte ihn im letzten Jahr nach Braunschweig und Wolfsburg, wo er deutschen Schulkindern französische Comics näherbringen sollte. Bei dieser Gelegenheit lernte ich ihn kennen, denn nur wenige Tage später sollte ich wiederum nach Nîmes reisen, um dort an zwei französischen Gymnasien Comics zu unterrichten. Für uns beide war das ein spannendes Abenteuer. In sprachlicher Hinsicht sowieso.
Ganz in der Nähe von Lunel besuchte ich Claudes idyllisches Häuschen im Grünen, bei dem die Villa Kunterbunt Pate gestanden zu haben schien. Nur ein paar Monate zuvor hatte er die Malerei für sich entdeckt und nun standen an allen Wänden farbgewaltige Gemälde im Großformat. An jedem freien Platz stapelten sich zudem Comicseiten und Illustrationen. Claudes Heimatort wollte ihn im Sommer mit einer großen Retrospektive ehren, so konnte ich bei meinem Besuch sämtliche Arbeiten seines drei Jahrzehnte währenden Schaffens aus nächster Nähe begutachten. Bemerkenswert dabei war seine große zeichnerische Bandbreite, die vom simplen Strichmännchen bis zum Fotorealismus reicht.
Irgendwo dazwischen kann man »Die heiligen Steine von Ellijahrhemkathum« einordnen. In seinem Atelier zeigte er mir die immensen Vorarbeiten, die er in dieses Projekt investiert hatte. Sämtliche Hintergründe seiner Fantasywelten wurden beispielsweise zuerst in einem 3D-Programm erstellt, damit sie aus jedem Blickwinkel korrekt aussehen. Alle Wände seines Arbeitsraumes waren zudem über und über mit Skizzen seiner Figuren bedeckt. Eine akribische Arbeitsweise, die allein durch den Zeitaufwand beeindruckend wirkte.
Nicht minder beeindruckend war Claude selbst. Liebenswürdig, humorvoll und offenbar völlig mit sich selbst im Reinen lebt er ein selbstbestimmtes Leben ohne Kompromisse – ganz anders als die meisten deutschen Zeichner, die sich ihr Dasein vom täglichen Existenzkampf diktieren lassen. Claude ist nicht nur Künstler, sondern vor allem Lebenskünstler. Kurz: Er war mir sofort sympathisch.
»Karsten, wir beide stehen mitten im Leben«, proklamierte er optimistisch und stieg zur Bekräftigung auf einen Gartenstuhl, der prompt unter ihm zusammenbrach. Ein Omen? Doch Claude war nicht zu bremsen. Sofort sprang er auf einen weiteren Stuhl. »Wir beide stehen mitten im Leben«, wiederholte er mit erhobenem Zeigefinger »Und wenn ich 80 bin, werde ich das immer noch behaupten!«
Am Sonntag, dem 22. Oktober, ist Claude Pelet erneut zu Gast in Braunschweig, um dort im Haus der Kulturen die Ausstellung »L’Eclectique Claude Pelet« zu eröffnen, die Illustrationen, Gemälde und Comics von den Anfängen seines Schaffens bis zum heutigen Tag zeigt.
Die Eröffnung startet um 11.00 Uhr mit einem Brunch, bei dem der Künstler einen kleinen Vortrag über seine Arbeitsweise halten wird. Eintritt: ohne kulinarischen Beitrag zum Buffet: 15,00 Euro. Mit kulinarischem Beitrag: 10,00 Euro.
L‘Eclectique Claude Pelet