
Fireabend mit Kunst und Kultur! AT Knoblau kommt.
Winter, Dunkelheit, Kälte … Kunst! Und ein uriges Gebäude, welches in dem Zustand, in dem es sich im Moment noch befindet, bald nicht mehr zu erleben ist. Friert es euch schon? Nein, das Folgende wird euch wirklich heiß auf „Offroad“-Kultur machen, die in dieser Form selten in Braunschweig stattfindet. Was ihr aus Kult-Tour-Berichten der letzten Jahre schon kennt: Das Knoblau-Gebäude am Westbahnhof im tiefsten Westen Braunschweigs ist ein Objekt, welches fast schon prototypisch als sogenannter „lost place“ geltend gemacht werden kann. Der alternativen Kultur- und Punkszene als legendäres „Fireabend“ in guter Erinnerung, rückte es jüngst in den Fokus der Aufmerksamkeit, da genau hier das lang ersehnte Kulturzentrum für Braunschweig entstehen soll. Ja, schon bald beginnen die Bauarbeiten! Es wird also Zeit für eine gebührende Abschiedsfeier der charmanten Ruine. Die geplante Aktion zu diesem Anlass ist wirklich ganz nach meinem Geschmack: Eine Gruppe junger Künstler veranstalten ein Kunst- und Kulturevent, welches vom 27.-29. Januar stattfindet. Exklusiv für Kult-Tour Der Stadtblog habe ich mit einem von ihnen im Vorfeld ein Interview geführt. Malte Taffner erzählt von der höchst spannenden Veranstaltung „AT Knoblau“.
Fotos und Beitrag von: Stefanie Krause
Erzähl doch erstmal, wer alles zu der bunten Truppe gehört, die eine Ausstellung im ehemaligen Fireabend-Gebäude plant! Wer seid ihr, wo kommt ihr her, was macht ihr, was habt ihr für das kommende Wochenende geplant?
Wir, das sind Malte Taffner, Andreas Linke, Carl Hahn, Carlo Malkus, Emilie Schmidt und Stella Wahlers, studieren alle Freie Kunst an der HBK Braunschweig. Unsere Schwerpunkte des Studiums sind dabei relativ interdisziplinär und ziehen sich von Video, Fotografie, Installation über Malerei, Bildhauerei und Klangkunst. Wir haben als Gruppe größtenteils schon an anderen Projekten zusammengearbeitet, die sich außerhalb der Kunsthochschule bewegen, zum Beispiel einem Gartenprojekt und Musik/ bzw. Partyvorbereitungen.
Wir planen AT Knoblau als ein Kunst- und Kulturevent, das vom 27.-29. Januar stattfindet (genaue Zeiten siehe unten im Programm). Besonders ist dabei, dass die Ausstellung nur abends geöffnet ist, da wir die Dunkelheit als eine wichtige Grundlage benutzen und sie außerdem draußen stattfindet. Am Freitagabend eröffnen wir mit einer Vernissage um 19:00 Uhr mit warmen Getränken und Essen und es finden, wie auch an den anderen Tagen, interaktive Programmpunkte statt. Damit wollen wir uns von einem klassischen Ausstellungskontext wegbewegen und einen inklusiven Rahmen bieten, der nicht nur interessant für Leute aus künstlerischem Kontext ist, sondern auch Anschlusspunkte für zum Beispiel Bewohner_innen aus dem westlichen Ringgebiet bietet.
Wie seid ihr auf das Gebäude gekommen?
Im vergangenen Jahr ging eine Rundmail an der Hochschule rum, ob jemand Interesse hätte was in dem alten Backsteingebäude zu machen, bevor es Ende Februar abgerissen wird, um einem Kulturzentrum Platz zu machen. Nach ein paar Überlegungen fing ich dann an, die Leute zusammenzutrommeln, die vielleicht Interesse an einem Projekt hätten. Bei uns allen war aber schon vorher ein Bezug zu der Lagerhalle da, dadurch, dass sie einfach als ein sehr charakteristisch schönes Gebäude einen markanten und allgemein bekannten Punkt am Ringgleis darstellt, den wir alle fast täglich passieren. Hinzu kommt, dass es sich hierbei um einen lang ungenutzten Leerstand handelt, dem wir mit unserem Event ein letztes Mal eine kleine Aufmerksamkeit geben wollen, sozusagen eine letzte Ehre erweisen wollen.
Warum wollt ihr gerade dieses Gebäude als Spielort für eure Ausstellung? Wie verbindet sich eure Kunst mit dem Gebäude? Geht ihr auf die Baustruktur ein, auf den Aspekt des „Verfallenen“ oder auf die Geschichte des Gebäudes?
Erstmal war das Gebäude als Ausstellungsraum für uns interessant, da es sich außerhalb eines institutionellen Rahmen befindet. Hinzu kommt, dass wir uns sowieso mit Spuren der Zivilisation/ Architektur/ urbanen Räumen / Verhältnis Natur-Mensch beschäftigen, dadurch bietet dieser Ort natürlich nochmal ganz besondere Möglichkeiten, Kunstwerke entstehen zu lassen. Deshalb arbeiten wir unbedingt ortsspezifisch und kontextbezogen, die Arbeiten entstehen durch und für den Ausstellungsraum und haben sich durch den Prozess der Geländeerschließung herauskristallisiert. Inhaltlich wollen wir natürlich noch nicht zu viel vorwegnehmen, die Spuren des Gebäudes werden aber auf jeden Fall in Szene gesetzt. Außerdem fließt das vorgefundene Material in unsere Arbeiten ein.
Welche theoretische Idee steckt hinter der Ausstellung?
Die theoretische Grundidee basiert auf der Ausstrahlung / dem Austausch des Gebäudes mit der Umgebung, wie wir ihn, wie oben beschrieben, schon länger intensiv wahrnehmen. Außerdem wollen wir die Leerstelle, die die Lagerhalle bildet, sichtbar machen und ihr Eigenleben jenseits des menschlichen Treibens aufgreifen.
Und mich würde interessieren, wie die praktische Umsetzung im Gebäude geklappt hat. Ich meine, es war doch bestimmt kalt und auch ganz schön spannend, in einem so alten Gebäude künstlerisch zu arbeiten, oder? Wie lange ackert ihr denn schon an der Ausstellung?
Um diese Ideen umzusetzen, arbeiten wir seit Anfang Dezember. Zunächst bestand die meiste Arbeit darin, das Gelände instand zu setzten, was ein inspirierender Prozess für uns war. Das meiste war viel körperliche Arbeit. Wir mussten Bäume fällen, Wände einreißen, den Boden begradigen und vor allem Müll beseitigen. Die fehlende Stromversorgung hat uns dabei fast mehr als das Wetter herausgefordert und eine der größten Schwierigkeiten war es, uns mit der kurzen Tageszeit zu arrangieren. Aber als Gruppe haben wir uns gegenseitig gut gestärkt, ein paar schöne Stunden am Feuer verbracht und uns mit heißem Tee gewärmt. Natürlich ist das Ganze aber noch immer ein fortlaufender Prozess, da wir uns noch in der Vorbereitung und der Umsetzung befinden.

Kult-Tour ist neugierig, wie sich dieser Nicht-Ort in eine Kunstausstellung verwandeln soll. Spannend!
Was haltet ihr von der Idee und dem Vorhaben, hier ein Kulturzentrum entstehen zu lassen?
Wir finden es natürlich schade, dass das Gebäude als Freiraum wegfällt, sei es zum Entdecken oder um einfach mal Sachen kaputt zu machen. Außerdem bietet es einen freien Raum für Projektionsfläche, wo das Potenzial für kreative Entfaltung noch nicht konkretisiert wurde. Gleichzeit fehlt es Braunschweig unserer Meinung nach vor allem im westlichen Ringgebiet noch an Orten für kulturellen Austausch und wir hoffen, dass das Programm und die Gestaltung des neuen Kulturzentrums den Bedürfnissen vieler gerecht wir. Wir hoffen, dass dadurch auch ein belebterer Austausch zwischen HBK und Braunschweiger_innen stattfindet und stehen deshalb neuen interessanten Projekten offen gegenüber.
Vielen Dank und viel Erfolg bei diesem außergewöhnlichen Projekt!
WEITERE INFORMATIONEN KURZ UND KNAPP…
AT Knoblau
WINTERFEST // DRAUßEN // FREI FÜR ALLE
ORT: Broitzemerst
Freitag, 27.01.2017 [ab 19:00 Uhr]
+ Vernissage
+ Live-Musik
+ Getränke und Essen (u.a. Suppe)
+ Feuertonnen
+ Tauschmarkt
Samstag, 28.01.2017 [16:00 – 22:00 Uhr]
+ Tischtennis
+ Getränke und Essen
+ Feuertonnen
+ Tauschmarkt
Sonntag, 29.01.2017 [16:00 – 22:00 Uhr]
+ Plenum vor Ort [17:00 Uhr]
+ Getränke und Essen
+ Feuertonnen
+ Tauschmarkt