
Festival der Freiwilligen – Teil 2
Der zweite Streich meiner Berichterstattung über den Silver Club. Mit Tusch! Denn auf dem letzten Silver Club gibt die Musik den Ton an. „Siver Club meets Eiko-Musikschöpfungen“ lautet das Motto und um dieses Thema dreht sich der zweite Teil meines Berichts. Der EiKo-Verein ist der Ehrengast auf der Veranstaltung und es wird in einer Talkrunde über Musikschöpfung, Urheberrechte, veränderte Rahmenbedingungen im Medienzeitalter und speziell über die Situation der Braunschweiger Musikerszene diskutiert. Exklusiv mit Kult-Braunschweig im Gespräch: der renommierte Bass-Solo-Künstler Schepper…
Text: Stefanie Krause | Fotos: Kerstin Lautenbach-Hsu
„Eiko-Musikschöpfung meets Silver Club Independent KulturNacht“
So lautet das Motto, denn nicht nur auf der Tanzfläche sondern auch im Vorprogramm des Silver Clubs spielt heute die Musik. Da dürfen tolle Bands aus der Region nicht fehlen. Ich kann mich auf meinem abenteuerlichen Weg ziemlich schnell zur Theke durchschummeln, denn eine Band rockt gerade mächtig die Bühne und zieht die Aufmerksamkeit der zahlreichen Gäste an. Ich frage mich, wie viele Silver Club Anhänger dieses Mal gekommen sind! Es ist wirklich erstaunlich, dieser Tempel von Veranstaltungshalle wirkt trotz seiner Größe nicht leer. Auch als ich an der Theke ankomme, herrscht dort ziemlicher Andrang, aber in dem sympathischen Chaos komme auch ich irgendwann zu meinem inzwischen sehr wohl verdienten Frischgetränk. Endlich kann ich die Veranstaltung richtig auf mich wirken lassen. Die Alternativ-Rock-Band MataHari versteht es, mit abwechslungsreichen Songs und einer frischen Bühnenshow das Publikum aufzuwecken und auch der flockig gespielte Rock mit einer guten Prise melodischen Pops von Just a Pilgrim sorgt für Bewegung im Publikum. Das ist ein Konzert für Anspruchsvolle.
Doch auch thematisch steht die Musik heute im Mittelpunkt der Diskussion. Ich bin leider zu spät dran für die Talkshow, die bereits vor dem Konzert stattgefunden hat. Doch mit Michael Schaefer aka „Schepper“ lerne ich heute genau den Richtigen kennen, denn der bundesweit renommierte Solo-Basskünstler war heute in der Talkrunde mit dabei. Als Moderator des „Eiko-Vereins“ und Begründer des Braunschweiger Bassstammtischs, der seit 15 Jahren existiert und derzeit jeden ersten Freitag im Monat im Café Riptide ab 21 uhr stattfindet, kann er mir kompetent den Ablauf der Gespräche wiedergeben. Die Talkrunde bestand aus Schepper, Sven Waida, Sänger und Mann an den Tasten der Band Fossajar sowie Mitbegründer des „EiKo Vereins“, und Musiklehrer Burkhard „Burki“ Wölfel, der das Alternativ-Projektes zur GEMA „C3S“ unterstützt. Das Ganze wurde von Lord Schadt aus dem Silver Club Team moderiert.
Zuerst musste der EiKo-Verein als wichtigster Gast der Silver Club vorgestellt werden, denn vielleicht hat noch nicht jeder von dem Verein gehört. So wie ich: „Was ist denn eigentlich „EiKo“?“, frage ich. Der Verein fördert und fordert die Wertschätzung von EigenKompositionen von lokalen und regionalen Musikern. Der Verein macht es Künstlern möglich, ihre Musik auch mal live zu präsentieren und bietet diverse Workshops an. So organisiert der Verein zum Beispiel die Veranstaltung „Musikschöpfungen“ in der DRK Kaufbar, wo Künstler ihre Kompositionen vorstellen können. Am 25.10.2013 schafft dieser Musikertreff bereits den 50sten Termin! In der kuschelig kleinen Kaufbar treten vor allem Singer/Songwriter, Solokünstler und kleine Bands auf. Für die lauteren und größeren Bands veranstaltet der Verein ebenfalls eine Konzertreihe, die 2 bis 4 Mal im Jahr stattfindet. „EiKo goes loud“ heißt es dann im Hansa Kultur-Club. Ein Verein für die Musikschaffenden der Region macht Sinn, denn erstens hat Braunschweig eine wirklich rege Szene und zweitens sehen es die Musiker inzwischen mehr ein, dass sie sich gegenseitig unterstützen müssen. So beobachtet Schepper in der aktuellen Szene ein größeres Miteinander, man sei „wesentlich offener und kollegialer als noch Anfang der 90er, wo die ‚Muckerpolizei‘ unterwegs war und Musikmachen als Konkurrenz empfunden wurde.“ Ein Verein, der sich um Bedürfnisse dieser Gemeinschaft kümmert, ein gemeinsames Forum bietet und damit die Gemeinschaft stärkt, trifft in dieser Situation ins Schwarze! Auch die neuen medialen Bedingungen und Vertriebswege stellen Musiker vor Schwierigkeiten, offenbaren aber auch neue Möglichkeiten. EiKo unterstützt deswegen bei allen Fragen rund um das Thema Musik.
Dabei steht die Frage nach den Verwertungsrechten ganz weit vorn. Das Thema Urheberrecht wurde daher auch in der Talkrunde umfangreich diskutiert. Vor allem Burki sei hier laut Schepper „sehr gut informiert“. Burkhard „Burki“ Wölfel setzt sich besonders für eine Alternative zur Gema ein: die nicht-exklusive Verwertungsgesellschaft C3S. Schepper fasst das Thema zusammen: „C3S geht die Sache anders an als die fest strukturierte Gema und geht speziell auf die Bedürfnisse der Musiker heutzutage ein.“ Auch sei bei der C3S „jedes Mitglied stimmberechtigt, nicht nur eine kleine Gruppe wie bei der Gema“, betont Schepper dann noch. Es lohnt sich, darüber mehr Informationen einzuholen.
Speziell zu der Situation in Braunschweig kam anschließend im Rahmen der Talkrunde „die Frage auf“, wie es mit der „Unterstützung der hiesigen Musikszene durch die Stadt“ aussähe, erzählt Schepper. Die frage ist berechtigt, denn „wie immer“, seufzt er, „werden gute, bezahlbare Proberäume benötigt und eine entsprechende Räumlichkeit für Konzerte“. Da zum Beispiel für Konzerte mit bis zu 1000 Gästen in Braunschweiger leider schon seit langem kein Ort mehr zur Verfügung gestellt wird, möchte der KufA-Verein das nun selbst in die Hand nehmen. Der Verein setzt sich ein für ein soziokulturelles Zentrum ein, welches auch als Veranstaltungsort für Konzerte in dieser Dimension fungieren soll. Der „KufA e.V – Kultur für Alle“ ist auf dieser Silver Club neben dem „EiKo e.V.“ auch mit einem Stand vertreten, wo er über diese und andere Vorhaben informiert. Die Talkrunde hat auf jeden Fall diverse Themen angestoßen. In einer „lustigen Runde“, gibt Schepper seinen Eindruck der Gespräche wieder, sei „der EiKo Verein umfangreich vorgestellt, die heutige Musikszene in BS beleuchtet, in Sachen Gema und C3S aufgeklärt und in den langen Abend übergeleitet“ worden. So hat Sven Waida am Ende der Talkshow – wie es auch bei den „Musikschöpfungen“ obligatorisch ist – noch einen selbstgeschriebenen, lustigen Abschlusssong gesungen und damit nach den theoretischen Gesprächen gekonnt an das konkrete Musikmachen und Musikabfeiern angeknüpft. Für mich ist dieses sehr nette und informative Gespräch mit Schepper auf jeden Fall die beste Einleitung in den Abend gewesen. Ich bin angekommen und fühle mich gut. Das ist das Schöne am Silver Club. Information, Kultur, Party und soziales Miteinander gehen eine perfekte Symbiose ein.
Nun kann ich mir ganz entspannt vornehmen, die Location näher unter die Lupe zu nehmen und gehe neugierig auf Wanderschaft durch das Silver Club Gelände. Da kommt mir der nächste Gedankenblitz. In der Tat, Wandern ist eins der Lieblingshobbys des Silver Clubs.
Lest im nächsten Teil: Silverpalooza – ein Wanderzirkus auf kultureller Mission