
Einfach. Jetzt. Machen!
Ich habe den Kopf schon voller Fragen, als ich mich in der Karlstraße 95 einfinde, zur Gründung vom Netzwerk „Transition Town Braunschweig“. Von der Transition-Bewegung habe ich ja nun schon einiges gehört: Da vernetzen sich weltweit kleine, lokale Initiativen, um einen gesellschaftlichen Wandel (Transition) hin zu einer lebenswerten Zukunft herbeizuführen – weg von der Abhängigkeit von Öl und Geld, hin zu einem wertschätzenden und lebensbejahenden Umgang mit Umwelt und Menschen.
Text: Manuela Kuhar | Fotos: Jens Bartels
Doch was heißt das in der Praxis? Was stecken für Menschen dahinter und was machen sie nun eigentlich genau?
Meine vage Befürchtung, dass sich hier ein paar Althippies zum Philosophieren treffen, erfüllt sich erfreulicherweise nicht: Da trudelt ein bunt gemischter Haufen ein, so etwa 80 Leute dürften es sein – Schüler und Senioren und alles dazwischen, (Lebens-)Künstler und Büromalocher und natürlich Leute, die in keine Schublade passen 😉 – und ein paar bekannte Gesichter.
Na denn mal los. Eine engagierte Frau (Stefanie … nachträgliche Anm. vom 09.10., sie heißt Stephanie Ristig-Bresser, s. Kommentar unten), deren Nachnamen ich leider nicht verstanden habe, stellt das Transition-Netzwerk vor. Das Netzwerk versteht sich als Plattform, mit deren Unterstützung Initiativen Erfahrungen und Wissen teilen können, um „Netzwerke des guten Gelingens“ zu bilden. Konkret bietet das Netzwerk Trainings und Arbeitstreffen an, sowohl um spezielle Fertigkeiten zu lernen, als auch um zur Gemeinschaftsbildung und zur wertschätzenden Kommunikation beizutragen.
Auf einem Plakat sind existierende lokale Initiativen in der Region Hannover zusammengestellt – nicht um uns zu ärgern, 😉 sondern zur Inspiration, was zum Beispiel möglich ist. Auch hier in Braunschweig gibt es bereits einen Haufen toller Projekte rund um Nachhaltigkeit und Gemeinwohl-Ökonomie – vom Repair Café über Solidarische Landwirtschaft bis zur Freiwilligenagentur… diese und mehr stehen auf der Webseite von Transition Town Braunschweig. Das sind schon viele Ideen, die zeigen, wie jeder Einzelne zum gesellschaftlichen Wandel beitragen kann – schaut doch mal rein, vielleicht ist ja etwas dabei, was euch spontan anspringt.
Nach der ersten Vorstellung geht es ans Eingemachte: Erst einmal tragen wir Themen zusammen, zu denen es Ideen und Vernetzungsbedarf gibt. Da gibt es Ansätze, einen Umsonstladen zu errichten; man könnte Werkzeuge und andere selten benötigte Dinge teilen, anstatt dass sie jeder zu Hause herumliegen hat; ein Verein möchte eine Saatgutbörse für alte Gemüsearten einrichten; ein anderer Verein macht Lust auf eine „Offene Werkstatt“, die ab 2016 im Rebenring zu finden sein wird; und von mehreren Leuten kommt die Idee einer „Bürgerakademie“, wo jeder lernen und lehren kann.
Danach gibt es im „Open Space“ die Gelegenheit, sich mit Leuten mit gleichen Interessen an einem Tisch zusammenzufinden und zu besprechen, was man denn nun gemeinsam auf die Beine stellen möchte und wie.
Klasse Ideen, Aufbruchstimmung, super engagierte Leute! Doch ob sich aus einer einstündigen Spontan-Brainstormingsession dauerhafte Projekte entwickeln können? Das vielleicht nicht, doch Netzwerke sind geschaffen, und weitere Treffen werden auf jeden Fall folgen. Also ich bleibe dran und bin gespannt, was sich aus Transition Town entwickelt!