
Eine Postrock-Oster-Überraschung
Guten Morgen! Steht bei euch auch gerade ein dampfender Kaffee auf dem Tisch? Nein?! Ihr meint, dafür ist es jetzt nach 13 Uhr zu spät? Am Ostermontag im Nexus hatten wir damit gar keine Probleme, das geplante „Kaffee & Kuchen Matinee“ inklusive Livemusikbeschallung in den Abend zu legen. Gezwungenermaßen, denn die angekündigte Band Dropout Patrol stand zwischen Hamburg und Braunschweig im Stau. Trotz dieser unglücklichen Verspätung ergab sich später dennoch ein wunderbares Postrockkonzert bei spätnachmittäglicher Kaffeekränzchenstimmung.
Text: Stefanie Krause | Fotos: Stefanie Krause und Jens Bartels/JayBe Photography
„Das ist aber ruhig hier“, bemerkt die Sängerin von Dropout Patrol mit sympathischer Stimme und irgendwie wirkt sie dabei ein wenig erleichtert. Die Band erlebt hier im Nexus vermutlich ein absolutes Gegenprogramm zu dem, was vor diesem Konzert passiert ist. Eben noch steckten sie tief im stressigen Osterverkehr und über Stunden im Stau auf dem Weg von Hamburg nach Braunschweig. Und jetzt spielen sie vor einem tiefenentspannten Publikum, welches der Musik von Dropout Patrol lauschen möchte. Dafür wurden extra Tische aufgestellt, denn dieses Konzert weicht von gewöhnlichen Konzepten ab. Bei Kaffee und Kuchen anstatt mit einem Bierchen in der Hand wird heute der Auftritt der Postrock-Band aus Berlin zelebriert. Eigentlich war dieses Matinee für den Nachmittag geplant, doch da machte uns allen der Autoverkehr an diesem Ostermontag einen dicken Strich durch die Rechnung. Aber eigentlich stört dieser Umstand heute kaum jemanden, denn die Stimmung im Nexus ist so gemütlich, dass Zeit praktisch keine Rolle spielt. Im Vorfeld des Konzerts
sitzen alle bei leckerem veganen Kuchen und einem heißen Kaffee zusammen und beobachten das wüste Aprilwetter, welches zuweilen gleichzeitig eiskalten Regen und warme Sonnenstrahlen vom Himmel schickt. Die Stimmung ist nett, aufgeschlossen und auch ein bisschen verkatert, denn viele haben ein ereignisreiches Wochenende hinter sich oder kommen direkt vom Ostertermin bei der Familie hierher. Irgendwie ist dieser Tag im Nexus aber auch auf gewisse Weise einem Groß-Familientreffen ähnlich. Einige haben ihre Kinder mitgebracht, wir sitzen zusammen, unterhalten uns, aktivieren die letzten wachen Hirnzellen, um gemeinsam Kreuzworträtsel zu lösen, und in der Tat wird
nebenbei sogar gestrickt. Gegen eine kleine Spende können wir uns am reichhaltigen Kuchenbuffet bedienen und einfach das Leben genießen. Als die Band schließlich ankommt, finden sich schnell helfende Hände, die das Equipment auf die Bühne schaffen und beim Aufbau mit anpacken. Selbstverständlich bekommen die Mitglieder der Band erst einmal einen aufbauenden Kaffee angeboten, denn nach der Straßentortur müssen sie ziemlich erschöpft sein. Dennoch lassen sich das beim anschließenden Konzert nicht anmerken. Konzentriert spielen Dropout Patrol ihr Set und treffen mit ihrer sanften Musik mitten ins Schwarze. Die melancholisch-leichten Klänge passen wunderbar zu der heutigen Stimmung! Dropout Patrol spielen basslastigen Postrock, der trotzdem flockig-frei bleibt und ein besonderes Merkmal aufweisen kann: die klare weibliche Stimme setzt einen angenehmen Kontrast zum vibrierend dichten Sound und verleiht Dropout Patrol wahren Wiedererkennungswert! Dazu runden fein gesetzte Gitarrenklänge die Songs ab, di
e nicht zu sehr von klassischen Mustern abweichen, da sie von eingängigen Melodien getragen werden und von klar strukturierten Drums akzentuiert sind. Dadurch gehen die Songstrukturen nicht gänzlich im undurchdringlichen Postrockdickicht unter, wie es manchmal bei anderen Bands des Genres vorkommt. Den Liedern von Dropout Patrol höre ich gerne zu und hole mir danach für einen fairen 10er ein Vinyl für meine Sammlung. Das Album wird im Inneren der minimalistisch gestalteten Hülle noch eine Überraschung für mich bereithalten. Ein paar Postkarten mit außergewöhnlichem Design und Textauszügen von Dropout Patrol sowie ein Downloadcode für das MP3-Album finde ich später beim Auspacken und über dieses versteckte Osterei freue ich mich ganz besonders.
Und auch der Rest der für einen Ostermontag zahlreich erschienenen Gäste genießt den Auftritt sichtlich. Wir lümmeln uns an unseren Tischen, auf denen Frühlingsblumen in Colaflaschen blühen, die effektvoll auf bemusterten Tischdeckchen aus Papier (man nennt sie auch „Deko-Servietten“) aufgestellt sind, und lassen uns von der Musik davontragen. Großer Dank an Dropout Patrol, dass sie sich dieser stressigen Tort(o)ur namens Osterurlaubsverkehr ausgesetzt haben, um uns diese wundervolle Kult-Tour zu ermöglichen! Bis zum nächsten Mal beim Kaffee & Kuchen Matinee?! Diese Veranstaltung finden regelmäßig im Nexus statt und lohnt sich defintiv.