
Der (An-)Reiz der Kunst
Es sei der „Anreiz, etwas zu tun“, der die Ausstellungsstücke von Gaby Peters so interessant mache, sinniert Anna vom Kunstverein Jahnstraße. Derzeit zeigt das mehrköpfige Team die Ausstellung „Gamification“, in deren Rahmen Zeichnungen und Installationen von Gaby Peters präsentiert werden. Diese scheinen in der Tat zur Interaktion aufzufordern! So muss ich doch stark der Versuchung widerstehen, den Knopf an einem Ventilator zu betätigen – denn der erzeugte Luftzug würde höchstwahrscheinlich den sorgsam darunter aufgehäuften Berg Konfetti aufwirbeln. Das faszinierende, diffus glitzernde Werk wäre zerstört! Den Anreiz, den Kunstverein zu besuchen, sollte man jedoch lieber nicht verdrängen, denn dann bliebe einem ein interessanter Kunstort Braunschweigs verborgen, der eine wichtige Plattform für junge Kunst darstellt.
Text: Stefanie Krause | Fotos: Jens Bartels/Jaybe Photography
Der Kunstverein Jahnstraße setzt sich ein! „Für junge Künstler ist eine Einzelausstellung schon noch etwas Besonderes“, erklärt Steffi, die im Verein genau wie Anna bereits lange aktiv ist. Denn Künstlern sei zu Beginn ihrer Karriere eher die Möglichkeit geboten, an Sammelausstellungen teilzunehmen. Die beiden Zimmer der Altbauwohnung des Kunstvereins Jahnstraße e. V. ausschließlich mit eigenen Werken zu bestücken, ist daher wohl eine willkommene Chance! Ich bilde mir ein, dass die beiden Hauptinstallationen der Ausstellung von Gaby Peters diesen Stolz ausstrahlen. Besonders der hintergründig silbrig-irisierende Konfettihaufen hat es mir angetan. Bedrohlich schwebt ein handelsüblicher Ventilator über dieser gleichzeitig massiven und verwundbaren Formation. Damit erfüllt das
Werk den Raum mit einer ganz eigenen Stimmung, die eben von diesem „Anreiz“ erzählt. Man möchte den Werken nahe kommen, um ihre angedeutete und nicht ganz kalkulierbare Funktion auszuprobieren. Doch es bleibt bei der Theorie und Vorstellung, denn die konkrete Handlung wird nicht ausgeführt. Schließlich möchte niemand die Kunst beschädigen! Somit entsteht ein paradoxer Effekt, der spannungsvoll zwischen Nähe und Ferne changiert und der darüber hinaus den Werken von Gaby Peters eine Form von würdevoller Unnahbarkeit verleiht, die auf geheimnisvolle Art und Weise doch wieder anziehend ist. Kunst und Raum gehen dabei eine interessante Symbiose ein, denn die futuristisch anmutenden und doch an alltägliche Situationen erinnernden Installationen fügen sich wunderbar in die beiden kleinen, reinweiß gestichenen Zimmer des Vereins ein. Die Atmosphäre der Ausstellung hinterlässt bei mir einen bleibenden Eindruck und ich bin gespannt, wie sich dieser Ort bei der nächsten Ausstellung verändern wird! „Am liebsten ist es uns, wenn die Räume jedes Mal anders aussehen“, macht mich Steffi neugierig. Aber bis dahin sollte jeder jetzt noch schnell die Gelegenheit nutzen, die aktuelle Ausstellung von Gaby Peters zu erleben. Die Galerie in der Jahnstrasse 8a ist diesen Donnerstag von 19 Uhr bis 22 Uhr geöffnet.
Die Mitglieder des Kunstvereins sind übrigens auch anderweitig tätig. So hat Anna Bauer eine Ausstellung für die Galerie der Hochschule für Bildende Künste kuratiert! Wir sehen uns heute also um 19 Uhr zur Vernissage von „I wish I could see you from here“, einem Ausstellungsprojekt zum Thema Europa! Oder?