
Braunschweig: International!
Zum alljährlichen Trubel des „Braunschweig International“ am 31.05.2014 auf dem Kohlmarkt sind wir alle versammelt: mein Uralt- (nein, das schreibe ich nicht wirklich!) Schulfreund Frank aus Salzgitter, seine bezaubernde kenianische Gattin Charity, ich und mein herzenschöner, halbspanischer Ehemann Guido. Jedoch pflegt dessen Fussballherz deutsch-dominant zu schlagen, wohingegen meine schockgefrosteten demi-hellenen Gene bei griechischer Musik aufzutauen drohen. Drohen deshalb, weil es dann kein Halten mehr gibt, insbesondere meines Mundwerks!
Die Texte kann ich noch: im italienischen Eiscafé auf dem Kohlmarkt residierend, schießen mir die Tränen hoch, als ich meine Landsleute auf der Bühne des „Braunschweig International“ mitten auf dem Platz tanzen sehe. Bilder von Kindertagen kommen hoch, meine Cousins, die mir die griechischen Tänze beibrachten. Davon bekam ich nie genug! Irgendwann verdrückten sich damals meine Cousins und schoben die Kellner vor, die wohl lieber tanzten, als Ouzo zu servieren. War das herrlich: Yiayia (griech.: Oma), die die griechischen Lieder ansang und ich, die mitsang – mehr in Lautsprache, denn grammatikalisch korrekt. Seitdem hat sich viel getan: Meine Stimme ist geschult, ich lernte in Braunschweig an der griechischen Schule lesen und schreiben,
sowie die Bedeutung dessen, was ich heute mitsinge. Nur: diese Emotionen, die schnurrend wie ein Kätzchen an meinem Kehlkopf streichen, dringend, dramatisch und dennoch weich und warm, so dass es die Kehle vor Rührung verengt. Gesangstechnik und Stütze sind vergessen – Yiayia und meine Cousinen und Cousins aus der alten Heimat sind mir in diesem Moment ganz nahe. Ich sehe mich auf diesem bunten Fest in Braunschweig um und bin glücklich, dass mein Torero meine Hand hält, mich anlacht und frotzelt, er könne „das da“ auch tanzen. „Klar doch, und ich koche dir Paella!“, entgegne ich ihm. Ein Blick auf Charity und Frank; beide folgen der Präsentation interessiert. „Ob Charity sich hier aufgehoben fühlt?“, schießt mir durch Kopf, Seele und Herz. Ich freue mich, mein ganz privates „Braunschweig International“ am Tisch versammelt zu wissen. Wir müssen es nicht zerreden, wir dürfen teil-nehmen. Ich wünsche uns allen, dass wir die Bereicherung der verschiedenen Nationen täglich leben und am Jahrestag, dem „Braunschweig International“ dieses Fest einfach nur als solches genießen!
Text: Alkmini Laucke | Foto: Privat