
Ein Herz für Kultur: Kulturschaufenster 38118
Wenn das Kulturschaufenster mit dem Motto „Live im Westen“ eins ist, dann wohl eine ehrliche Kulturwelt. Mit einem bunten Programm aus Kunst, Musik und unterschiedlichster Aktionen bietet das Festival einen Blick auf die kulturelle Vielfalt von Braunschweigs Westflügel – dem westlichen Ringgebiet. Tagsüber wird das Festivalgelände am Madamenweg Ecke Pfingststraße zwischen neuem Wohn-Bunker und Spielplatz am 14. Und 15. September von vielen Familien bevölkert, abends lockt das Fest die Nachtschwärmer an. Es herrscht eine gemeinschaftliche Stimmung. Egal ob alt oder jung, einheimisch oder zugezogen, punkig oder bieder – jeder ist willkommen. Die Menschen des westlichen Ringgebiets bilden keine geschlossene Gesellschaft. Alle scheinen die tolerante, vernetzende und weltoffene Philosophie, für die das Kulturschaufenster 38118 steht….
Text: Stefanie Krause
Eine ziemlich vergnügliche Begegnung auf dem Kulturschaufenster ist der Initiativplausch mit einer HBK-Studentin der Freien Kunst. Aussehen tut sie wie 18 – aber ihr entwaffnend ehrliches Mundwerk lässt mich sofort stutzen. Ende zwanzig sei sie und habe eine kleine Tochter, und – nein, die sei nicht von einem Kunstprofessor, beantwortet sie meine nicht gestellte Frage. Und auf Kunst, die nach Sympathie bewertet wird, habe sie eh keinen Bock. Vielleicht ist diese Haltung auch ein Grund, warum sie hier auf dem Kulturschaufenster – dem Kulturfest des westlichen Ringgebiets – anzutreffen ist. Denn wenn das Festival mit dem Motto „Live im Westen“ eins ist, dann wohl eine ehrliche Kulturwelt. Graffittikunst trifft Filztasche – Kindertheater trifft Feuer-Performance – Weltmusik trifft Punkrock. Das Programm ist wild gemischt und bunt, wie auch das Publikum. Das ist repräsentativ für Braunschweigs Westflügel. Tagsüber wird das Festivalgelände am Madamenweg Ecke Pfingststraße zwischen neuem Wohn-Bunker und Spielplatz am 14. Und 15. September von vielen Familien bevölkert. Es herrscht eine fröhliche und gemeinschaftliche Stimmung. Egal ob alt oder jung, einheimisch oder zugezogen, punkig oder bieder – jeder ist willkommen. Die Menschen des westlichen Ringgebiets bilden keine geschlossene Gesellschaft. Alle scheinen die tolerante, vernetzende und weltoffene Philosophie, für die das Kulturschaufenster 38118 steht, im Herzen zu tragen. Das ist jetzt nicht kitschig, sondern mein Ernst. Auch abends kann man einfach so dazu stoßen. Am Bierstand treffen sich jetzt viele aus der linken Szene, für die das westliche Ringgebiet schon lange vor allem durch das Nexus als ein Stammviertel gilt. Man beschnuppert sich kurz und findet sich sympathisch. Nachdem der abendliche Sturzbach am Samstag mir und meinem Begleiter auf dem Hinweg ein wenig die Laune und ziemlich heftig die Frisur verregnet hat, heitert sich die Stimmung in dieser Runde schnell wieder auf. Den letzten Rest Miesepeter vertreibt mir dann ein unwiderstehlicher Mischlingswelpe namens „Bulle“. Ich halte ihn, ganz die stolze Leihmutti, an der Leine und kraule ihn ausgiebig, da sich sein netter Besitzer gerade eine Zigarette drehen will. Auch wir haben uns eben erst kennen gelernt.
Das Kulturschaufenster ist auch ein tierfreundlicher Ort – das darf ich nicht vergessen zu erwähnen. Besonders die Gemeinschaft Braunschweig Vegan legt darauf Wert. Mit gleich zwei Ständen ist sie vor Ort. Es gibt Speis und Trank und eine Menge Informationsmaterial über Tierschutz und vegane Ernährung. Auf entspannte Art und Weise wird über die unvertretbaren Missstände aufmerksam gemacht, die in der Welt der industriellen Fleischproduktion herrschen, und zu einem bewussten Umgang mit Lebensmitteln aufgefordert. Die Einnahmen werden u.a. an Tieschutzprojekte gespendet. Dann, am späten Abend, lerne ich noch etwas: Wein ist oft NICHT vegan! Ebenso wie die meisten klaren Fruchtsäfte wird er durch Gelatine gefiltert. Über diesen Schockmoment hilft mir zum Glück der großzügig angebotene vegane Wein, denn der ist wirklich ausgesprochen wohlschmeckend. Aber jetzt denkt nicht gleich wieder schlecht von mir, denn ich habe mich ebenso zu der veganen und absolut alkoholfreien Zucchini-Creme-Suppe überreden lassen. Und die war auch gut. Leider ist das sehr lecker riechende (vegane!) Gyros zu schnell aus, aber das kann ich dann ja zur Silver Club probieren. Der Gyros-Stand wird auf der legendären Party am kommenden Samstag zum ersten Mal dabei sein.
Schande über mich, mein Hunger macht mich später dann doch wieder schwach und ich lasse mich dazu hinreißen, an einer nicht ganz so veganen Krakauer vom Gambit Grillstand abzubeißen – aber das muss hier ja keiner wissen, es war auch nur ein kleiner Bissen. Statt Rechtfertigungen, schnell zurück zum Thema: Kulturschaufenster „Live im Westen“ – Eine Veranstaltung, auf der man wirklich gerne länger verweilt und die Zeit vergessen kann! Das tun wir dann auch und verpassen unglücklicherweise das Sommerfest im Handelsweg – aber das wisst ihr ja schon, wenn ihr brav meine Berichte lest.
Viele schöne Fotos vom Kulturschaufenster gibt es hier.