
Club Instabil: „Auf unsicherem Terrain“
Eine Dosis gewagte Improvisation. Eine Zusammenkunft höchstbegabter Musikkünstler aus aller Welt. Seltene, wahnwitizige, selbstentwickelte Musikinstrumente, die viele noch nie in ihrem Leben gesehen haben oder sogar unsichtbar sind. Töne, die Körper und Geist zerschneiden, um die Elemente zu neuen Harmonien zusammenzufügen. Elektro-Akustik, Sound Art, Noise, Ambient am Rande der Genrebezeichnungen. Visuelle Welten, die vom Diesseits entführen. Wohin? Niemand weiß. Denn etwas – NEUES ensteht. Im Club Instabil. Etwas Unvorhersagbares. An einem Ort, der vor famililärem Flair und herzlicher Wärme strahlt. Am 05.12. und am 06.12. lädt die blackhole-factory zu einer ganz besonderen Veranstaltung in die Kunstmühle ein. Ich habe vorher mit der Künstlergruppe gesprochen.
Interview: Stefanie Krause | Fotos: Jens Bartels/JayBe Photography | Motiv: Club Instabil
Was für eine Veranstaltung steckt hinter dem spannenden Titel „Club Instabil“?
Club Instabil ist ein mehrtägiges Künstlertreffen, das mit einem großem öffentlichen Performance/Konzertabend endet. blackhole-factory lädt von Zeit zu Zeit Mitglieder aus dem weitverzweigten internationalen Netzwerk der Gruppe für gemeinsame Aktivitäten nach Braunschweig ein, um untereinander und auch vor und mit Publikum ihre aktuellen Arbeiten und Methoden zu diskutieren. Die beiden Abendveranstaltungen sind dabei die schillernde Spitze des Eisbergs. Am 5.12. gibt es eine Gesprächsrunde mit allen Gästen und Publikum, zu der eine Mischung aus kurzen Videos und Klangbeispielen, gemeinsame Experimente und die Vorstellung neu entwickelter Apparaturen für die Bühne vorbereitet werden. Dazu gibt es Snacks und Getränke, da diese Abende bei uns auch unter dem Titel „Gespräche am Familientisch“ laufen.
Am Samstag, 6.12. gibt es ab 20 Uhr Konzerte und Performances aus den aktuellen Programmen, Solo- und Duoauftritte. Und dazu in den gemeinsamen Tagen entstandene oder spontane Neuformationen und Improvisationen. Also viel musikalisch und visuell Überraschendes auf hohem Niveau.
Welche Bedeutung haben die Begriffe Planung, Komposition und Improvisation während der Vorführung des Club Instabil?
– Planung ist wichtig, damit alle gut gelaunt rechtzeitig auf der Bühne sind.
– Komposition ist bei den Künstlern im Gepäck, findet aber nicht zwangsläufig Anwendung.
– Improvisation sorgt für den wichtigen Schuss Unvorhersagbarkeit.
Wenn es eine Genrebezeichnung für diese Art von Musik gäbe, wie würde die lauten?
Eine genaue, kurze Genrebezeichnung gibt es wohl nicht. Aber diese Richtung findet sich im Spannungsfeld zwischen elektro-akustischer und elektronischer Musik, Sound Art, Noise, Ambient und auf jeden Fall audio-visuellen Experimenten und Performance.
Wie würdet ihr die Zwischenräume zwischen Performance, Kunst und Musik beschreiben, die beim Club Instabil entstehen?
Als die freie Umgebung, die der Geist braucht, um sich von festen Strukturen zu lösen und auf unsicherem Terrain für kurze Zeit Unvorhersagbares zu erschaffen.
Wie und wann ist die Veranstaltung entstanden?
Den ersten Club Instabil haben wir als viertägiges Künstlermeeting 2006 im Allgemeinen Konsumverein veranstaltet. Das war wie ein kleines Festival gestaltet. Neben den internationalen Gästen waren auch viele Braunschweiger Künstler involviert. Seitdem finden in loser Reihenfolge Performances, Konzerte, Workshops und Künstleraustausch mit internationalen Gästen unter diesem Titel statt.
Wie seid ihr auf diesen Titel gekommen?
Wir beschäftigen uns seit 1999 mit der Verbindung von computergestützten Medien und innovativen Bühnenkünsten. Die Instabilität der neuen Medien in diesen Zusammenhängen ist ein thematischer Hintergrund. Dazu kommen dann die eher philosophischen Fragen nach der Instabilität des Künstlerlebens und auch der komplizierten und unregelmäßigen internationalen Vernetzung.
blackhole-factory arbeitet viel mit internationalen Musikern zusammen. Wie habt ihr die Kontakte hergestellt und was bedeuten diese internationalen Kontakte insbesondere für den Club Instabil?
Wir sind seit vielen Jahren mit unseren eigenen Projekten auf internationalen Festivals zu Gast oder kooperieren mit Musikern und Performern in anderen Ländern. Auf diesen Reisen treffen wir auf großartige Künstler und ebenso großartiges Publikum, das weit vom Mainstream entfernte Künste sehr schätzt. Uns war in Braunschweig nie genug in dieser Richtung zu erleben. Und so haben wir uns entschlossen, die Kollegen hierher einzuladen und zu sehen, was Braunschweig dazu sagt.
Was ist das Besondere an dem kommenden Club Instabil am 05. Und 06.12.?
Dieser Club trägt als Arbeitstitel auch die Bezeichnung „The Family“. Wir haben diesmal einige Personen eingeladen, die für uns seit Jahren zum engsten Kreis unserer Kooperationspartner gehören, die sich untereinander aber nicht alle kennen. Die Verbindung mit Roger Mills und Herve Perez ist durch unsere Beteiligung am Ethernet Orchestra entstanden. Noch weit länger kennen und schätzen wir Marek Choloniewski und auch Lukasz Szalankiewicz, wichtige Vertreter der polnischen elektro-akustischen Musik, denen wir schon 1999 begegnet sind.
Erzählt doch mal was zu den Künstlern, die am 06.12. mit euch auftreten!
Die Gäste im Club:
Marek Choloniewski spielt elektro-akustische Musik in Verbindung mit Live-Video. Choloniewski ist ein preisgekrönter Komponist, Sound Artist und Performer. Er setzte mit seiner Arbeit wichtige Meilensteine im Bereich der elektroakustischen Musik. Seine Konzerte, Vorträge und Workshops werden weltweit präsentiert. Seit vielen Jahren veranstaltet er in Krakau das großartige hochkarätige AudioArt Festival.
Roger Mills aus Sydney spielt Trompete in Verbindung mit technischen Erweiterungen, wobei er sich auf langsam entwickelnde Loops und Drones konzentriert. Er ist Musikwissenschaftler, Komponist und Gründer des Ethernet Orchestra, in dem blackhole-factory Mitglied ist, eine internationale Band, die über das Internet verbunden weltweit Konzerte gibt. In Braunschweig war er 2014 schon als onlinevernetzter Mitspieler im Projekt „Der Flug der Seeschwalbe“ bei blackhole-factory dabei.
Herve Perez ist Künstler, Komponist und Performer. Er lebt und arbeitet in Sheffield. Als Saxophonist tourt er seit 20 Jahren quer durch Europa. Die Bandbreite seiner Musik umfasst Jazz, Elektro-Akustik und experimentelle elektronische Musik, freie Improvisation, immersive Klangkunst und an archaische Klang-Therapien erinnernde Elemente.
Łukasz Szałankiewicz war schon beim ersten Club Instabil 2006 in Braunschweig. Seine Arbeit umfasst musikalische Grenzforschung, audio-visuelle Performance und interaktive Installationen. Der in Poznan lebende Historiker und Sound Artist spielt elektronische Musik und tourt weltweit mit Soloprogrammen und Gruppenprojekten, unter anderen mit dem Projekt Dizzy Kinetics gemeinsam mit Marek Choloniewski
Mit welchem Programm wird blackhole-factory auftreten?
blackhole-factory zeigt eine kleine Neuentwicklung aus dem Programm „Snake River Dream“. Wir werden uns als Gastgeber aber etwas zurückhalten und lieber den Gästen den Platz auf der Bühne überlassen um hier in Braunschweig unvergesslich zu bleiben.
Die Veranstaltung Club Instabil in Braunschweig:
Ort: Kunstmühle Studio A, Hannoversche Strasse 69, 38116 Braunschweig
Zeit: 05.12.2014 | 20.00 Uhr | Künstlergespräche am „Familientisch“
06.12.2014 | 20.00 Uhr | Der große Club Instabil-Konzertabend: Experimental Audio Visual Art!
Eintritt: 05.12.2014 | Eintritt frei!
06.12.2014 | 12 Euro / ermäßigt 5 Euro
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