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Anna Bauer: I wish I could see you from there

13.06.2014 Stef Interview, Kunst und Kreativ 0
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SG107231Bs
In der Galerie der Hochschule für Bildende Künste stehen zwei Zelte. Das grelle Licht durchdringt das transparente Plastik und beleuchtet das Innere. Doch dieses ist verlassen, zwei Schlafsäcke scheinen eben erst geöffnet worden sein. Die Bewohner: verschwunden. Ein Gefühl des verbotenen Schauens befällt mich. Blicke ich hier in einen (pseudo-)privaten Raum? Abstrakte Begriffe wie ‚Heimat‘, ‚Reise‘ und ‚Entwurzelung‘ scheinen sich zu verzahnen. Wo sind WIR, wer sind WIR, wohin wollen WIR? Ein junger Mann ruft in eine schier endlose, bewaldetet Gebirgslandschaft: „My name is“. Er wartet scheinbar auf Antwort. Diese Vorstellung ohne eine sichtbares Gegenüber ist elliptisch und selbst das Echo bleibt aus. Wo bin ICH, wer bin ICH, wohin möchte ICH? – Dies sind Impressionen aus der aktuellen Ausstellung „I wish I could see you from there“. Kuratorin Anna Bauer hat zum Oberthema „Europa“ studentische Arbeiten vereint, die  sich mit „nationaler Identität, kultureller Verschiedenheit und gesellschaftlicher Utopie“ beschäftigen. Sie hat mir ihr  höchstaktuelles Konzept ausführlich erklärt.

Interview: Stefanie Krause | Fotos: Jens Bartels | JayBe Photography

Welche Idee steckt hinter der Ausstellung und was gibt es zu sehen?

SG107229BsDie Idee hinter der Ausstellung mit dem Titel „I wish I could see you from there“ ist es, das Konzept Europa als Wirtschafts-, Lebens- und Kulturraum kritisch zu hinterfragen. Dazu präsentieren Studierende der Bildenden Kunst mit und ohne EU-Bürgerschaft Arbeiten, die sich mit dem Thema Europa, oder aber mit generellen Fragen der nationalen Identität, kultureller Verschiedenheit oder gesellschaftlicher Utopie auseinandersetzen. Das Nebeneinander von Kunst europäischer und nichteuropäischer Studierender soll zeigen, inwiefern sich die Innenperspektive von einem außenstehenden Blickwinkel unterscheidet.

Wie spiegelt der Titel der Ausstellung diesen konzeptionellen Hintergrund?

SG107186BsDer Titel der Ausstellung kann auf zweierlei Weisen verstanden werden: Zum einen drückt er die Sehnsucht eines bereits eingewanderten Ausländers aus, der sich vorzustellen versucht, als gebürtiger EU-Bürger ohne Einbürgerungsschwierigkeiten und kulturelle Missverständnisse in Europa leben zu können. Zum anderen könnte er auch der Wunsch eines Europäers sein, der sich fragt, ob das eigene Bild seiner Heimat, welches sich aus eigener Erfahrung, aber auch aus Konstruktionen der Medien zusammensetzt, auch außerhalb Europas existiert bzw. inwiefern es sich von der eigenen Sichtweise unterscheidet.

Wie bist du persönlich auf die Idee gekommen, eine Ausstellung zum Thema Europa zu konzeptionieren?

SG107233BsAlso auf die Idee zur Ausstellung kam ich, da ich schon seit Längerem in den Medien (Nachrichten und andere (Kultur-)Magazine) verschiedene kritische Stimmen gegen die EU gehört habe, obwohl gleichzeitig das Konzept eines geeinigten Europas von den Medien selbst oder den Machern der Sendungen propagiert wurde. Ich benutze dieses Wort, weil ich in einem Interview eines Teilnehmers der sogenannten „Montagsmahnwachen“ gehört habe, dass sich die deutschen Medien angeblich freiwillig gleichschalten, um Propaganda für die EU zu machen. Der Sinn oder Unsinn Europas schien mir aktuell eines der kontroversesten Themen zu sein. Dennoch wurde dieses Thema in meinem Freundeskreis eigentlich kaum diskutiert. Daher hat es mich interessiert, wie Menschen wie ich (also mit gleichem Lebensumfeld, Student*innen, liberales Klima der Kunsthochschule) über Europa und EU denken. Ich wusste gar nicht, ob das in ihrem Leben eine Rolle spielt. Noch dazu hatte ich die Überlegung, dass ich vielleicht tatsächlich von den Medien, mit denen ich aufgewachsen bin, „manipuliert“ worden bin. Schließlich bin ich mit Jahrgang 90 von Anfang an mit einem geeinten Deutschland, deutsch-SG107201Bsfranzösischer Freundschaft und EU groß geworden und kann es mir anders kaum vorstellen. Daher dachte ich, dass vielleicht Student*innen aus außereuropäischen Ländern ganz anders auf die Sache schauen. Ich wollte möglichst viele verschiedene Blickwinkel in der Ausstellung aufeinander treffen lassen. In Zeiten von „Euroskeptizismus“, „Anti-Europäismus“ und ähnlichen Begriffen, die durch unsere aktuelle Medienlandschaft schwirren, stellt sich immer öfter die Frage: Was bedeutet uns Europa eigentlich heute? Was verbinden wir mit dem Begriff „Europa“ als Lebensmittelpunkt und Identifikationsobjekt? Fühlen wir uns eher als Deutsche oder als Europäer? Was hat das Zusammenrücken auf politischer und wirtschaftlicher Ebene für die Privatperson gebracht?

 

Insbesondere das Studienfach “Freie Kunst” an der HBK Braunschweig zeichnet sich dadurch aus, dass es viele internationale Studenten vereint. Welche Bedeutung tragen die künstlerischen Positionen der nicht-europäischer Studenten im Rahmen deiner Ausstellung?

SG107209BsDie Vorteile der europäischen Staatengemeinschaft sind uns im Alltag vielleicht erst einmal gar nicht so sehr bewusst und fallen erst dann auf, wenn man auf diejenigen schaut, die nicht automatisch beteiligt sind. An unserer Hochschule studieren einige junge Frauen und Männer, die ursprünglich aus Staaten kommen, die nicht Teil der EU sind. Koreaner, Japaner, US-Amerikaner, Indonesier oder Australier. Welche Unterschiede spüren sie im Vergleich zu den deutschen, spanischen oder französischen Studierenden? Sind es neben den Problemen hinsichtlich des Aufenthaltsrechts möglicherweise auch größere kulturelle Unterschiede? Mich interessiert die Frage, ob Menschen, die Europa als Außenstehende kennengelernt haben, anders über unseren Kontinent denken, der ja mehr sein soll, als nur ein geografisch abgrenzbares Gebiet. Ist ihr Blick vielleicht kritischer als unserer, der mit dem durch Schule und Medien vermittelten Bild eines Europas aufgewachsen ist, das durch eine gemeinsame Geschichte und Philosophie angeblich geeint sein soll. Was davon ist für Außenstehende überhaupt zu erkennen? Hat sich ihr Blick auf Europa verändert seitdem sie hier wohnen? Sind sie vielleicht von den schwierigen Bedingungen enttäuscht, da sie ein wirtschaftliches Paradies erwartet hatten oder können positive Erfahrungen die Erwartungen vielleicht sogar noch übertreffen?

In der Ausstellung treffen nicht-europäische Positionen auf Werke europäischer Kunststudenten. Beide Perspektiven scheinen mir einen gleichwertigen Stellenwert zu haben. Was hat dich explizit an den europäischen Werken zum Thema Europa interessiert?

Mindestens ebenso wichtig, wie der Blickwinkel der Nichteuropäer ist mir bei dem Ausstellungsprojekt „I wish I could see you from there“ auch die Sichtweise der europäischen Studierenden. Was macht Europa für sie aus? Können sie sich mit ihrer Heimat identifizieren oder halten sie „die alte Dame Europa“ vielleicht auch für etwas verstaubt? Was würden sie gern ändern und versuchen sie das tatsächlich auch?

Das sind sehr viele interessante und wichtige Fragen. Jetzt, da die Ausstellung eröffnet ist und du dein vollbrachtes Werk von Außen betrachten kannst: Welche Antworten gibt „I wish I could see you from there“ auf die im Vorfeld gestellten Fragen?

Ich denke, dass sich sicherlich nicht alle diese Fragen durch die Ausstellung beantworten lassen, doch hoffe ich, dass die Kunstwerke neue Blickwinkel auf das Thema Europa eröffnen können. Es geht dabei nicht darum, allgemeingültige politische Aussagen zu treffen, sondern verschiedene Einzelpositionen miteinander in Dialog treten zu lassen und persönliche Erfahrungen sprechen zu lassen. Schließlich ist der Grundgedanke hinter dem Ausstellungsprojekt, dass das Politische im Privaten liegt und damit niemanden ausschließt aber auch jeden etwas angeht.

Ist „I wish I could see you from there“ die erste Ausstellung, die du kuratiert hast? Welche Erfahrungen hast du während des Aufbaus der Ausstellung gemacht?

SG107195BsIch habe vorher schon zwei Ausstellungen im Kunstverein Jahnstraße organisiert und bei zwei Ausstellungen im HBK-Kontext zumindest mitgeholfen. Der Unterschied zu der jetzigen Ausstellung in der Hochschulgalerie besteht als erstes in der Größe des Raumes, aber auch darin, dass er repräsentativ für die Hochschule ist und eine breitere Öffentlichkeit erreicht. Zudem ist es ja eine thematische Ausstellung, zu der ich auch das Konzept entwickelt habe. Das hat Spaß gemacht, weil ich eigentlich alle wichtigen Entscheidungen selbst treffen konnte. Auch die Künstler konnte ich mir so aussuchen. Ich bin froh, dass fast alle, die ich angesprochen habe, sofort zugesagt haben, denn ich hatte für die Realisierung nur sehr wenig Zeit. Auch war ich überrascht wie unkompliziert das Hängen der Arbeiten war, da die Künstler sehr diplomatisch waren und niemand sich in den Vordergrund drängen wollte. Gelernt habe ich vor allem einiges über die Verwaltungsstrukturen der HBK, wer welcher Ansprechpartner ist und so weiter. Was mir dabei in Zukunft am meisten weiterhelfen wird, auch für andere Kontexte, denn Verwaltung gibt es ja fast überall, ist, solche Fragen am besten gleich zu Beginn der Planung zu klären. Das spart später viele Überraschungen und man fühlt sich besser abgesichert. Wichtig ist bei Gruppenausstellung natürlich auch die Kommunikation zwischen allen Teilnehmern, aber das kann man leider nicht nach den eigenen Wünschen perfekt planen. Zum Glück hat hier alles gut geklappt.

Liebe Anna Bauer, vielen Dank für dieses aufschlussreiche Gespräch!

  • I WISH I COULD SEE YOU FROM THERE
  • Galerie der HBK Braunschweig
  • 04.06.2014 – 20.06.2014 | Mo. – Fr. von 13 – 18 Uhr
  • Mit Arbeiten von: Lucie Biloshytskyy | Yashar Mazidi | Lucie Mercadal | Shusuke Nishimatsu | Benjamin Seidel | Rizki Resa Utama

 

SG107192Bs

Stef

Stefanie Krause hat Kult-Tour gegründet und leitet die Redaktion. Durch ihre Augen könnt ihr die Vielfalt des Stadtgeschehens miterleben. Sie bespielt den Stadtblog mit Texten, Videos, Fotos und dem Musik-Tanz-Ticker.

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