
The MUMEs (Århus, Dänemark) und Rock Meets Soul auf dem inklusiven Sommerfest des ITZ
Da hat mir die Stef Krause doch tatsächlich angeboten, selbst etwas über unsere Veranstaltung vom letzten Samstag zu schreiben. Am Samstag, den 16. Juni um 17 Uhr wurde das Sommerfest des DRK Integrations- und Therapiezentrum [ITZ] auf dem Wolfenbütteler Exer-Gelände eröffnet. Was hat aber ein Sommerfest mit Hüpfburg, Kinderschminken und Kutschfahrten mit Kultur, geschweige denn mit Kult zu tun? Ich schlage vor: Fragt Eure Kinder!
Text und Fotos: Thomas Stoch/ITZ
Manche fanden es auch schon kultig, dass die Bewohner unserer Trainingswohngruppe für junge Menschen mit Behinderungen wie in jedem Jahr auf dem Sommerfest alkoholfreie Cocktails anboten. Oder dass sich in diesem Jahr auf unserem Grill ein komplettes Spanferkel am Spieß drehte, um letztlich die Bäuche unserer brause- und biertrinkenden Gäste zu füllen. Wer hat das Spanferkel bestellt? Der Autor dieser Zeilen – Kult definiert eben jeder einzelne recht individuell.
So richtig kultig und kulturell wurde es jedoch gegen 18.30 Uhr auf unserer Bühne, als die dänische Band The MUMEs die Instrumente in die Hand nahm. Wahrscheinlich konnte die Zuschauer erst auf den zweiten Blick bemerken, dass alle Musiker auf der Bühne eine Behinderung haben. Nicht am Dialekt –die Dänen sprachen unangestrengt englisch und sangen in dänischer Sprache, gruben aber auch englische Titel aus. Tatsächlich haben alle Musiker auf von The MUMEs eine Behinderung und traten damit ganz selbstbewusst auf die Bühne. Das können sie auch sein. Alle freuten sich über den ehrlichen Bluesrock, über die Freude der Musiker und den Groove, der schnell von der Bühne auf das Publikum übersprang. Naturgemäß mischen sich bei unserem Sommerfest auch Gäste mit etwas außergewöhnlichem Verhalten, ihre Freunde und Angehörige unter die Zuschauer. Sie werden merklich schneller angesteckt vom Sound, von der Stimmung, von der Fröhlichkeit. Davon können wir uns ganz klar eine Scheibe abschneiden. Gleich nach der Scheibe Spanferkel, als Nahrung für die Seele sozusagen. Und als eine Erkenntnis, dass Menschen mit Behinderungen nicht zu bemitleiden sind, sondern in ihrer Einzigartigkeit so besonders sind, dass wir uns darüber freuen sollten. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass es am Samstagabend auf unserem Sommerfest auch vegetarisches Essen zu kaufen gab.
Doch zurück zum Bühnenprogramm: Nach dem Auftritt der Dänen wunderte sich das Publikum, als das Duo „Rock meets Soul“ die Bühne betrat. Das auf den ersten Blick ungleiche Paar Johnny Tune, leidenschaftlicher Soulsänger aus New York, und Danny Lattrich, stimmgewaltiger Rocksänger aus Hannover, überraschte mit einer enormen Stimmgewalt. Ihr Repertoire reichte von gefühlvollem Soul bis zu kraftvollem Rock. Alle freuten sich über eine energiegeladene Show, die dem schönen lauen Sommerabend im Garten der Wolfenbütteler Einrichtung die Krone aufgesetzt hat. Eine Krone, die wackelte und vibrierte und am Ende eines durchgetanzten Abends bestimmt ein wenig schief saß. Aber das störte keinen. Denn das sollte klar sein: Auch Menschen mit schiefen Kronen, eine entspannte Fröhlichkeit und ein gutes Miteinander gehörten an diesem Abend, gehören in dieser Gesellschaft, einfach dazu – ein bisschen bekommen wir eine Vorstellung von der Idee der Inklusion.