
Ein „paradogser“ Abend in der KaufBar
Schlüssel rein. Tür auf. Treppen, Treppen, Treppen. Haustür zu. „Hach, das war schön!“, begrüßte ich meine Katzen beflügelt. Heute befand ich mich auf einem Konzert der vierköpfigen Band „Paradogs“ in der KaufBar des Deutschen Roten Kreuzes.
Text und Fotos: Jacqueline Schwanenberg
„Es gibt so viel zu entdecken“, stellt meine Begleitung fest. Wir sitzen bereits auf unseren Plätzen, es ist nun kurz nach 19 Uhr, und beobachten das Geschehen um uns herum. Ich bin zum ersten Mal in der KaufBar. Mein Konzertgefährte erklärt mir das Prinzip des Etablissements. Vom Buch bis zur Maria-Statue – welche zuvor von anderen Menschen der KaufBar gespendet wurden – sei hier fast alles käuflich. Der Erlös eines Kaufes gehe dann an gemeinnützige Projekte des DRKs. Der Laden, der mit kleinen Details an den hölzernen Wänden verziert und mit Kronleuchern geschmückt ist, versprüht ein wohliges Wohnzimmergefühl.
Um 19:30 Uhr beginnt das Konzert. Also ließ ich mir ein matehaltiges Getränk von meiner Begleitung mitbringen (was für ein Service!) und wartete gespannt auf die Band. Das Licht geht aus. Die Musiker setzen sich auf die kleine, aber feine Bühne. Die Strahler, die sich an beiden Seiten dieser befinden, umhüllen sie in ein weiches Licht. Die ersten Töne von einer Hang erklingen, sodass die Atmosphäre für den folgenden Auftritt gesetzt war …
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Diesen Auftritt schlussendlich zu beschreiben, ist unglaublich schwer. So viel ist auf der Bühne passiert, so unterschiedliche Lieder wurden gespielt. Hinzu kommt, dass sie dies auf den verschiedensten Instrumenten taten. Besonders erfrischend war es, zu fast jedem der Lieder eine kleine Hintergrundgeschichte erzählt zu bekommen. Wir erfuhren, dass die Musiker ihre eigenen Herangehensweisen hatten. Da wurde ein Gedicht zum Lied, ein anderes wurde dreisprachig vorgetragen … eines sogar auf Latein. Bei einem gab es zu Anfang nur die Melodie, erzählte Gudrun Peter von Paradogs. „Du hast den Text geschrieben“, sagte sie zu Volker Wendt über ihr selbstkomponiertes Lied. „Ja, das kann man nicht ändern“, stellte er trocken fest. Es ertönte ein Lachen vom Publikum.
Was mich an der Gruppe faszinierte, war tatsächlich die Gruppe selbst. Trug jemand seinen eigenen Song alleine vor, konnte man die Anderen gut dabei beobachten, wie sie Augen schlossen und zusammen in der Musik versanken. Eines meiner Lieblingsstücke war wohl Amygdala, welches von dem Gefühlsapparat des menschlichen Gehirnes handelt. Sie schafften es, mich in ihre Sicht zu entführen, welche ich als abenteuerlich und mystisch empfand. Etwas, was ich von der Ankündigung des Themas nicht erwartet hatte.
Das letzte Stück wurde angekündigt. Ein lautes „Ohh …“ bewegte sich durch den Raum. Es war eine Geschichte über den Mond – passend zur späten Stunde. Die Band verabschiedete sich, doch dank des tosenden Applauses gab es noch zwei Zugaben, bis Volker feststellte: „Unsere Lieder sind jetzt leer“, ein lautes Lachen ist vom Publikum zu hören, „wenn ihr noch mehr Musik wollt …“ Er stoppte und zeigte auf den Tisch, auf dem sich die Alben der Paradogs zum Verkauf befinden. Sie bedankten sich lobend beim Publikum und die Show war vorüber.
Am Ende möchte ich hoffen, dass der Kronleuchter, den Gudrun mit ihrer Gitarre erwischte, sich nicht bei ihr, wie sie vermutete, rächt, da sonst ein Teil des „paradogsen“ Kollektivs fehlen würde. Viel zu schade wäre das, denn ich möchte die Harmonien der Stimmen und Instrumente dieser vier Menschen nicht mehr missen. ♥
Links:
Paradogs:
KaufBar: