
Das Krügerglantzquartett fällt aus der Fassung
Trotz Minigeburtstagstreff und einer wichtigen Besprechung bezüglich kommender Kult-Tour-Projekten, will ich mir heute, am 21. April 2017, ein Konzert auf gar keinen Fall entgehen lassen. Die zwei vom Krügerglantzquartett treten in der Jugendkirche am Prinzenpark auf. Ja, es ist schon so, wie ich schreibe. Die zwei! Denn dieses musikalische Quartett besteht aus einem Duo, gebildet von Christian Krüger und Peter M. Glantz. Doch hier handelt es sich nicht etwa um anstrengende Bühnenschizophrenie, sondern um ein innovatives und wirklich unterhaltsames Konzertkonzept.
Text und Fotos: Stefanie Krause
In der fantastischen Umgebung der Jugendkirche brauchen die beiden dafür nur eine kleine Bühne, eine weiße Leinwand und naja, eigentlich nur noch sich selbst, in unterschiedlichen Rollen jedoch, dazu ein bisschen Technik. Doch. Hm. Obwohl die Band multiinstrumentalen „deutschen Avantgarde-Pop für urbane Erwachsene“ spielen, wie es in der Verpackungsbeilage des Krügerglantzquartetts heißt, sucht man vergeblich zahlreiche Instrumente. Zwei Mikros. Reichen. Zwei Männer in Pose. Reichen. Zwei weiße Anzüge. Passen. Nicht ganz. Nöliger Sarkasmus in den Texten, ein paar schlecht sitzende Bundfalten in der Hose und klebrigorangene Selbstironie am Hemdskragen müssen schon sein, um den wichtigen Unterhaltungswert des Krügerglantzquartetts vollends zu entfalten. Aber hey, wo spielt denn nun die Musik? Na aus der Dose, das hörst du doch auf der Leinwand. In der Tat! Das ist sie ja, die Musik. Ich kann sie sehen, als Projektion. Die beiden Musiker spielen sich selbst, beziehungsweise sich selbst als ihre Assistenten, und die machen eigentlich die ganze Arbeit. Sie spielen Schlagzeug, Gitarre, Keyboard. Was man eben so braucht, aber was man schließlich nicht unbedingt zum Konzert mitschleppen muss. Ich meine, Leute, wir haben 2017. Das neue Medienzeitalter greift ja schon länger mit all seiner Virtualität um sich. Wer hat denn da noch ein Instrument dabei, um auch darauf zu spielen? Viel zu anstrengend. Da die Instrumente also nicht im Weg rumhängen und rumstehen ist mehr Spielraum für angedeutete Tanzschritte und minimalistische Bühnenperformance. Die beiden agieren miteinander, nehmen aber kaum Notiz von ihren schwitzenden Assistenten auf der Leinwand, die wirklich außer sich sind. Gut, dass die sich da auf der Projektionsfläche im Hintergrund halten, sonst würde das hier doch nur entarten. Wer will das schon. Rempelige Punkkonzerte haben wir in Braunschweig schließlich genug. Doch einen kleinen Protest gegen dieses postmodernde Metakonzertkonzept – oder was auch immer das sein könnte – erlauben sich die Assistenten dann doch. Plötzlich schwillt das Quartett zum Sextett und gipfelt in einem – ähm, ich glaube, Oktett? Wer ist hier eigentlich noch ganz echt? Die von mir mit fast (von) allen Sinnen erlebte zweite Hälfte dieses außergewöhnlichen Konzerts endet mit einer Zugabe. Die zahlreichen Gäste protestieren ein wenig. Nur eine? Sie wollen mehr! Mehr! Mehr! Mann. Kann echt nicht sein. Die stetige Reproduktion hat wohl noch nicht gereicht. Nicht zu fassen, tragt‘s mit Fassung! Zum Glück gibt’s das neue Album „Verfassung“ ab jetzt nun auch zu kaufen. Macht doch mal. Aber die nächste bestimmt noch viel größere Audioschau solltet ihr euch echt live geben – also so halb-, viertel-, achtelecht. Schluss jetzt! Selbst der Abbau bleibt an den Assis hängen. Sollen die doch schuften. Trinken wird noch ein Bier.
Krügerglantzquartett
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