
Mein Samstagabend: Von Jazz im Quartier bis Kunst in der Eule
Konfetti im Haar, in die Tasten gehauen. Da mein Samstagabend so abwechslungsreich war, möchte ich meine Erlebnisse mit euch teilen. Mal schauen, was ich für euch mit leicht bresigem Sonntagsschädel fabrizieren kann. Vorenthalten ist jedoch nicht drin, denn Braunschweig hat mich gestern mal wieder überrascht. Ich freue mich, dies über meine Heimatstadt noch sagen zu können. Jazz, Menschen, Elektro … Kunst. So geht ungefähr die Reihenfolge. Aber ziehe ich mal am roten Faden und zaubere den Anfang dieser bunten Nacht-Kult-Tour herbei. Ich tippe im Quadrat, los geht’s im Quartier.
Text und Foto: Stefanie Krause | Weitere Fotos jeweils von den Veranstaltern
Das „Quartier“ – ehemals das „Viertel nach“ – ist eine dieser Studentenkneipen hinter/vor/neben (je nachdem aus welcher Perspektive man schaut) dem TU-Hauptcampus, die sich in den letzten Jahren ganz schön herausgeputzt hat. Neben High-End-Burgern und prickelndem, portugiesischem Weißwein gibt’s hier Platz für edle Musikmenues. Die hiesige Jazzszene trifft sich heute zur Jazzsession38. Wer mir auf meinen Social-Media-Kanälen folgt, weiß: Ich habe schon länger nach einer geeigneten Gelegenheit gesucht, mir den Jazz dringend durch Mark und Bein gehen zu lassen. Hier ist sie, die Chance! Doch vorher komme ich auf meinen Radelweg am Studentenwohnheim „Gauss 16“ in der Gaußstraße 16 vorbei. Voll ist’s hier, denn auch hier gibt es an diesem Abend ein Konzert. Kurz bin ich hin und hergerissen. Aber dann siegt der Jazz und mit Freude registriere ich zwei Straßen weiter: Auch diese Musik zieht viel Braunschweiger Publikum an. Durch die großen Fenster der Bar sehe ich schon von draußen die dicht gedrängte und sehr durchmischte Menge. Ältere und jüngere Semestern bestimmen das Bild gleichermaßen. „Musik verbindet“, stellt ein Freund fest, dem ich am Anfang des Abends ein Weilchen auf den Keks gehe. Er ist heute nicht so gesprächig, aber muss er ja auch nicht. Klappe halten und lauschen lohnt sich bei der Jazzsession allemal. Zuerst spielt die Opener-Band ihr Set und nahtlos reihen sich die „Sessionisten“ an. Auf roten Trompeten, glänzenden Saxophonen, schwingenden Saiten und klingenden Tasten tanzen Jazzimprovisationen und Bossanovaklassiker in mein Ohr. Eine Sängerin zeigt ebenfalls ihr Können! Ein bisschen Platz zum eigenen Tanz ist auch vorhanden, jedoch leider nur wenig. Die meisten Gäste sitzen, wippen und lauschen. Das ist mir heute durchaus recht, fühle ich mich doch noch etwas gläsern und zerbrechlich. Aber schon bald kommt es, wie es kommen muss. Ich treffe jemanden, werde als „die Bloggerin“ weitergereicht und wiedererkannt. Das Eis ist gebrochen, das Glas noch heil. Und so wird dieser Einstieg in die Nacht eine runde Sache: die Musik ist schön, ich treffe bekannte Gesichter: Hier, er hat schon einmal auf einem Kult-Tour-Konzert den Kontrabass gespielt. Da, das ist der ebenfalls höchst talentiert musizierende Nachbar, der mir gerne sehr wertvolle, musikalische Geheimtipps zusteckt. Ich lerne später die Initiatoren der Jazzsession38 kennen und knüpfe in kreativer Vorahnung neuer Projekte auch selbstverständlich neue Kontakte. Tätig ist sie, die Braunschweiger Profimusikerszene! Demnächst lest und seht ihr mehr auf Kult-Tour Der Stadtblog. Falls ihr dranbleibt, versteht sich.
Zwei, drei Instrumententaschen trage ich noch raus, als sich dieser Besuch dem Ende hinzuneigt, und nutze dann den passenden Moment zum Absprung. Bis bald, ihr Lieben, ich muss erstmal weiter. Vielen Dank! Ein paar mal in die Pedale getreten und schnell registriert, dass in der Gauss 16 noch der Trubel um sich geht. Klar, das muss ich doch noch einmal zum Zwischenstopp ansetzen. Ich bin mir sicher, vielen euch ist das Studentenwohnheim an der Straßenecke bei der Eusebia gut bekannt. Schließlich fanden in der Gaußstraße 16 schon oft alternative Partys statt, die ich gerne „gecrasht“ habe. Leider soll diese Wohngemeinschaft aufgelöst werden, ohne das jemand weiß, wofür das Gebäude dann vorgesehen sein wird. Da wird dann erstmal ein beachtlicher Haufen Studenten heimatlos und die Stadt um einen Hotspot der alternativen Szene ärmer. Schade. In den nächsten Wochen wird es bei Lesungen, Konzerten und Kulturtreffen noch die Gelegenheit geben, die Gauss 16 mit Spenden zu unterstützen. Behaltet doch einfach ihre Facebookseite im Blick.
Ich bleibe nur kurz für ein gutes Gespräch auf der Party, die inzwischen schon von einer Konzert- zu einer Tanzveranstaltung mutiert ist. Kennt ihr das? Es gibt so Menschen, die kennt man eigentlich gar nicht wirklich, aber man trifft sie immer an neuralgischen Punkten des Lebensweges oder eben bei diesen eigentlich gar nicht geplanten Metaerlebnissen. Wie selbstverständlich ergeben sich dann sehr nahe Gespräche. Das gibt es selten. Und so etwas liebe ich sehr! Deswegen ist mein Fazit von diesem kurzen Tête-à-Tête in der Gauss 16 rundum positiv.
Es ist inzwischen 1 Uhr, höchste Zeit! Ich will jetzt auch endlich mit Herz, Leib und Seele tanzen! Mein Hauptziel kommt schließlich noch. Ich will in die Eule, denn hier bin ich auf einer Party des Kollektivs „buero“ eingeladen. DJs und Künstler inszenieren unter diesem Namen außergewöhnliche Partys, die eben nicht nur „Bumbum“ bieten, sondern auch die Kunst zum Klingen bringen. Sehr cool, dass die Discothek „Eulenglück“ für spannende, regionale Projekte wie diese als Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt wird. Hier wird offenbar nicht gezickt, wenn ordentlich umgestaltet wird. In der eh schon dunklen Disko hängen überall dicke Gardinen und in einem abgetrennten Raum empfängt mich eine flauschige Kunsthöhle. Es gibt einiges zu entdecken! Mit allerhand Material haben HBK-Künstler den Raum zu einer schrägen Puppenstube ausstaffiert. Achso, das Konfetti im Haar stammt selbstverständlich von hier! Hier kann man sogar darin baden. Und, was gibt es noch, fragt das zuerst überforderte Auge. Zauberhafte Deckengespinste aus Weintrauben und Physalis, orientalische Teppichböden, flatternde Vögel und hochzeitsweiße Blumengestecke entdecke ich neben Gespenstern aus Fliegenschleiern, blinkenden Torsi und – meinem Weizen. Ich brauche viel Flüssigkeit für stundenlange Tanzorgien zu einer Musik, die mich wirklich überrascht. Die DJs von buero ziehen konsequent ihr Ding durch. Soll heißen: blöden Stampf- bzw. Stumpftechno hört man heute vergeblich. Auch wenn die Sets dem einen oder anderen vielleicht ein wenig zu sehr nach Ambient riechen mögen, das war meiner Meinung nach wirklich partytauglich! Es dauert einen kurzen Moment, bis ich mich tanztechnisch auf die oft ruhigeren und „deeperen“ Melodien und Rhythmen eingestellt habe. Aber dann gefällt es mir richtig gut! Mutig von den DJs, ihren ungewöhnlichen Stil auch hier zu etablieren. Dafür gibt es einen dicken Respektpunkt von mir und kaum Verluste im Publikum. Es ist sogar sehr angenehmes und für die Partymeile erstaunlich vielfältiges Publikum am Start. Gefühlt die halbe HBK wimmelt herum und auch aus anderen Kulturprojekten begegnen mir viele bekannte Gesichter. Inzwischen bin ich auch in Fahrt und habe von „gläsern“ zu „große Fresse“ umgeschaltet. Naja, so schlimm ist es heute nicht. Man könnte sagen: ich war ganz schön brav. Schließlich kann ich auch in mir ruhen und sehr zufrieden sein. Denn dieser Samstag war rundum ein ganz fantastischer Abend für mich! Danke an alle, die sich auf musikalischer, künstlerischer und sozialer Ebene kreative Mühe gemacht haben! Als ich nach Hause gehe, glitzert der frostige Boden und mein Herz ist warm. So, und nun seid ihr dran: Was habt ihr erlebt, was habe ich verpasst, wo treffe ich euch das nächste Mal? Schreibt mir gerne eure Erlebnisse und Pläne in die Kommentare.
Schönen Sonntag noch,
Eure Stef
PS.: Das Konfetti-Beweisbild findet ihr auf meinem Instagram-Profil 😉