
Eröffnung „Schachtelgeschichten“ von Mano Kellner. Ein Kurzbericht mit Laudatio.
Oha, das nächste Mal muss ich unbedingt ein bisschen mehr Zeit für den Weg zum WerkSchauraum einplanen, er liegt sozusagen vom Kult-Tour-Büro aus gesehen am anderen Ende des Westlichen Ringgebiets (ja, ich wurde aufgeklärt, die Ernst-Amme- Str. gehört auch zum WRG) und bei Wind, Dunkelheit und nasskaltem Wetter dauert es mit dem Drahtesel dann doch einen Moment länger als gedacht. Ich bin zwar an diesem Tag pünktlich – immerhin -, aber die vielen Fans von Mano Kellner sind alle schon da! Peinlich, dabei bin ich es doch, die die Laudatio für die Ausstellung „Schachtelgeschichten“ halten soll. Ergebnis ist, dass durch meine Eile im Vorfeld offenbar zuviel Adrenalin in meinem Körper ausgeschüttet wurde. Jetzt stellt euch das bitte mal vor! Da stolpere ich völlig nassgeregnet und vom Wind zerpflückt in den sehr kleinen WerkSchauraum, der dazu auch noch bis zum Dach mit Menschen gefüllt ist, die alle gespannt auf die Eröffnung warten. Sehr professionell, Frau Krause! Selbstverständlich will ich die Besucher nicht länger warten lassen: Jacke aus, Zettel zur Hand, Regenwasser aus dem Gesicht gestrichen und los geht’s! Wolf Menzel aus dem Team der Galerie und Veranstaltungsräumlichkeit „WerkSchauraum“ fragt, ich nicke und ein klingendes Sektglas später bin ich auch schon dran. Durch die Konzentration gibt es so eine Art Energiestau in meinem Kopf und der Text kommt meiner Meinung nach viel zu schnell von den Lippen. Verdammt, ich muss unbedingt an meinem Timing arbeiten. Am Ende der kleinen Rede rutscht mir ein „Ein bisschen hektisch aber von Herzen“ heraus. Später sagt mir ein Gast beruhigend, dass ich das gar nicht hätte sagen müssen. Nun, Ehrlichkeit kann ich mir oft nicht verkneifen und hier bei Kult-Tour Der Stadtblog möchte ich eben auch von den kleinen Irrungen und Wirrungen erzählen, die das Leben so authentisch machen. Ich bin froh, dass Mano Kellner zum Schluss doch ganz zufrieden guckt. Auch sie begrüßt die Besucher freundlich und ein sehr gelungener und schlussendlich doch auch für mich entspannter Eröffnungsabend mit vielen Gesprächen und neuen Braunschweiger Verknüpfungen geht seinen Lauf. Trotzdem möchte ich mir noch einmal richtig viel Ruhe nehmen und mit Mano gemeinsam die wunderbaren Kunstschachteln und Wunderkammern ansehen. Die Ausstellung läuft vom 01.12. bis 18.12.2016 und die Gelegenheit zu einer Künstlerführung besteht mittwochs von 16:00 bis 18:00 Uhr und sonntags von 11:00 bis 13:00 Uhr. Den Werkschauraum findet ihr in der Ernst-Amme-Straße 5 in Braunschweig. Und hier findet ihr meinen Eröffnungstext. Vielleicht habt ihr ja ein bisschen mehr Ruhe zum Lesen als ich:
Text: Stefanie Krause | Fotos: Thorsten Schönefeld, Just Pictures BS
Ich möchte alle ganz herzlich zu der Ausstellung „Schachtelgeschichten“ von Mano Kellern begrüßen. Ganz besonders natürlich die Künstlerin selber, die heute auch anwesend ist und das Team vom WerkSchauraum. Herzlichen Dank für die Einladung!
Erstmal möchte ich sagen, dass es mir eine persönliche Ehre ist, zur Eröffnung eine – ich verspreche kurze – kleine Rede zu halten. Denn ich selber habe Mano Kellner vor fast drei Jahren auf einer ihrer wunderbaren Ausstellungen kennen lernen dürfen und das hat mich damals schon sehr inspiriert. Da war ich noch ganz am Anfang meines Blogs und mit der Kunstszene der Stadt noch längst nicht so vertraut. Doch es brauchte gar nicht lange, bis ich ein heimeliges Gefühl der Sympathie in der Atmosphäre verspürte, die Mano Kellner mit ihrer Kunst und mit ihrer Persönlichkeit zu schaffen vermag.
Für mich ist es jedes Mal so, als betrete ich mit ihrer Kunst ein kleines Universum. Oder sollte ich besser sagen: als öffne man das Türchen zu einer ganz eigenen hauchzarten Welt? Ich kann mich noch erinnern: Damals. Damals durfte ich den Deckel eine Kunstschachtel schließen und wieder öffnen. Was für ein sensibler Moment! Ich hatte den Eindruck, ein sichtbarer und gleichzeitig versteckter Mikrokosmos offenbarte sich mir.
Manos Kunst ist keine distanzierte Kunst und doch enthält sie etwas geheimnisvoll Verschlossenes und sehr Intimes. Mit viel Empathie konnte ich mir die wichtigen Feinheiten in den Werken erschließen. Es sind einfühlsame, künstlerische Energien, die wir in den filigran befüllten Kunstschachteln erspüren dürfen. Doch vielleicht schauen wir auch wie durch geheime Fenster in Manos innere Welt, die sich in der Welt der collagierten Gegenstände spiegelt.
Doch diese Räume können auch zu unserer Räumen werden. Schließlich ist Mano Kellners Material auch unserem Alltag, unserer Gegenwart, unserer Zukunft und vor allem unserer Vergangenheit entsprungen. Flohmarkt-Fundstücke, geheime Botschaften, kuriose Schätze – Besonderes, Schicksalhaftes und ganz Alltägliches fügt Mano zusammen zu visualisierten Geschichten. Es sind Erzählungen, die sich in einem manifesten Rahmen abspielen, aber doch so offen für unsere Interpretationen sind. Für mich ist Mano Kellner Kunst eine Liebeserklärung an das Erinnern an die Vergangenheit im Hier und Jetzt, im Heute sowie im Morgen. Ihre verwunschenen Unikate regen an, sich eigene Geschichte zu erdenken und sich an erfüllte, geplatzte und vielleicht immer noch bestehende Träume zu erinnern. Es ist für mich ein versöhnliches Erinnern. Als mir ihre Kunst zum ersten Mal begegnete, inspirierte sie mich aufgrund eines persönlichen Verlustes zu einem tiefen und warmen Gefühl von Nostalgie und Melancholie. Doch dieses Mal entdeckte ich bei der konzentrierten Auseinandersetzung etwas Neues. Und zwar: Die wunderbare Botschaft, dass aus nur ganz wenigen, scheinbar zusammenhanglosen Fragmenten ein neuer Kosmos erschaffen werden kann. Wenn man nur die schicksalhafte Verbindung der Dinge erkennt und annimmt, dann ist plötzlich alles ganz einfach.
Ich glaube, jeder kann seine ganz persönlichen Assoziationen in den Kunstschachteln und Wunderkammern finden. Die Ausstellungsstücke im WerkSchauraum sind hauptsächlich in den letzten drei Jahren entstanden und ich bin selber sehr gespannt. Zum Schluss kann ich nur jedem empfehlen, bei der Betrachtung die sanfte Seite des Herzens zu öffnen und das innere Kind mit schauen zu lassen.
Also, liebe Mano – herzlichen Dank, dass du uns deine Welt zeigst und ich hoffe, du erzählst uns heute abend auch noch ganz viel. Nicht nur von den weißen Hirschen, die es mir ja ganz besonders angetan haben, sondern von den vielen anderen spannenden Protagonisten deiner „Schachtelgeschichten“. Also, kleiner Tipp an alle Besucher: Fragen lohnt sich auf jeden Fall!
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Veranstaltungs-Tipp: Elisabeth Molder Beez Märchenstunde zu Mano Kellners Werken am Mittwoch, 7.12.2016, 19 Uhr.