
Von poppenden Mikros und dem Punk im Brain
Am 25.03.2016 zeigte der Kultclub im Partyviertel dem Tanzverbot den Mittelfinger und öffnete die Türen für eine Veranstaltung, die der Musikszene literarisch huldigte. Toddn Kandziora kredenzte dem Publikum mit „Johnny Over The Line“ eine Lesung über ein legendäres Punkkonzert am Ort des Geschehens. Mit einem kleinen Unterschied: Als JOHNNY THUNDERS hier sein letztes Konzert am 19.April 1991 spielte, hieß das Brain noch Line. Oder Koka? Man weiß es nicht genau. Ist ja auch schon lange her. Fakt ist: Der BUCHBAUER Toddn Kandziora hat vor 2 Jahren zu diesem Konzert ein Buch herausgegeben, aus dem nun erstmals öffentlich gelesen wurde. In diesem Buch kommen sechs verschiedene Personen zu Wort, die am Konzertabend zugegen waren, oder halt irgendwie mit Johnny „zu tun“ hatten. Die sechs intimen Geschichten stammen von einem weiblichen Fan, dem Gitarristen der Vorband, Johnnys Dealer, einem verpeilten Fanzine-Herausgeber, dem damaligen Club-Booker und einem erbosten Gast. Vor gut unterhaltenem und für einen düsteren Feiertag recht zahlreich erschienenem Publikum gab es witzig vorgetragene verbale Einblicke in zwielichtige, spannende und auch ein bisschen ekelige Erlebnisse. Denn im Line war damals der Clubname Programm und Johnny Thunders in seinem pulvrigen Element.
Mit einer Menge Lesetalent auf Seiten des Veranstalters und seinen illustren Gastvorlesern, einem multifunktionalem Einsatz von stark haftendem Gaffertape – unter anderem bei der Filmleinwand, auf der eine kurze Videoimpression zum Thema ins Volk geleuchtet wurde – und einer ziemlich guten Portion Mut zur Lücke traf der Abend bei den Gästen voll ins Schwarze. Die Erinnerung an einen fast schon mythisch aufgeladenen Konzertabend blühte nicht nur bei denen auf, die damals selber zugegen waren. Sondern zum Beispiel auch bei mir.
Und dass ich mal mit meinem Papa im Brain auf einer Lesung sein sollte, hätte ich mir in meinem kühnsten Träumen nicht ausgemalt. „Tja, Paps. Auf dieser blauunterbelichteten Tanzfläche war dein wertes Töchterchen ab und an mal ein wenig angetrunken. Aber nur ganz unwesentlich!“
Toller Abend! Dank geht an Siegfried Krause für die schönen Fotos!
Kontakt zum Buchbauer und das Werk in käuflicher Form gibt’s HIER.