
Lina Lärche – „La Grande Dame de la Chanson“
Erwartungsvolle Spannung im voll besetzten „Großen Haus“ des Das KULT, als Theaterdirektor Thomas Hirche das bunt gemischte Publikum begrüßt und Lina Lärche ankündigt. Anmutig betritt sie die puristische Bühne, auf der sie im paillettenbestickten goldenen Kleid theatralisch von ihrer Welttournee zu berichten weiß.
Text: Alkmini Laucke | Fotos: Joachim Dette
Breit grinsend
In zuckersüßer Güte kündigt sie nun ihr Sinfonieorchester an: den Pianisten Eric Heiden. In einem dezenten Anzug betritt der schlaksige junge Mann die Bühne, um – sich fortan gut hinter seinem E-Piano versteckend – seine Grande Dame breit grinsend durch den Abend zu begleiten, wohl wissend, dass jede Diva ohne ihren Pianisten zum Aschenputtel mutiert – ohne ihn. Er weiß, was sie weiß, was beide nicht wissen wollen. Diese Gratwanderung, dass er weiß, dass sie es weiß, sie es aber nicht zeigen darf, er natürlich nicht zeigt, dass er es weiß, wird über das ganze Programm konstant ausgespielt und trägt die Geschichten um die Diva herum wie ein stabiles Fundament. Sie karikiert gekonnt die Grande Dames und haucht diesen, inklusive imaginärer Abstürze in Form von umgeschriebenen Texten und Fressattacken, Humor und Menschlichkeit ein.
Flirt vom Sockel
Sie flirtet ungeniert mit dem Publikum vom Sockel vielseitiger Divendenkmäler und bindet dieses in ihr Programm ein, was ausgesprochen gut ankommt. Als Teilzeit-Diva beäuge ich sie nun besonders kritisch, insbesondere als sie den Schokoriegel verspeist und selbstbewusst weiter singt. Gut, auch hier sei festgestellt, dass sie Kabarett macht, weil sie es will und nicht weil sie es „muss“. Die Stimme ist geschult, das wird insbesondere bei intensiveren Bewegungsabläufen – schöne Beine hat sie auch noch! – deutlich, wenn sie eine Linie zu halten vermag, welche sie in zahlreichen sängernachteiligen Positionen präsentiert.
Professionell und glaubwürdig
Es gelingt Lärche zudem, im Rahmen des Kabaretts zu bleiben und nicht, wie so häufig zu erleben, ins Klamaukhafte abzudriften. Zum Schluss des kurzweiligen Programms von „Am Anfang schon am Ende“, tosender Applaus und eine Zugabe. Hier bitte mehr einplanen! Wenn ein Zuschauer beim Hinausgehen sagt, nachdem er sie nach der Vorstellung noch kurz gesprochen hat: „Die ist ja total nett, überhaupt nicht eingebildet und so…“, dann ist gewiss, dass sie alles richtig gemacht hat. Die Rolle ist glaubwürdig gespielt. Lina Lärche baut ihr Programm stetig weiter aus. Ich bin mir sicher, dass sie in sehr naher Zukunft die großen Bühnen erobern wird. Deshalb ist ein Besuch, so sie uns in Braunschweig beehrt, sehr zu empfehlen! Sie versprach, bald wieder zu kommen!
Lina Lärche gastierte am 07.11.2015 im Das KULT.